Wien - Dass House-Music in diesem Blatt ein wenig geliebtes Kind ist, stimmt. Und stimmt nicht. Keine Zuneigung dürfen jene "Housemeister" erwarten, die sich einer platten Buchhalter-Beat-Ästhetik verschreiben. Und davon gibt es mehr als genug. Natürlich zeigt sich andererseits, dass jene Köpfe, die um die Geschichte der Musik, die sie produzieren, Bescheid wissen, meist auch das Talent besitzen, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Jenen Vertretern wird durchaus Respekt gezollt und meist handelt es sich dabei um Künstler aus dem Deep House. Also jener Spielart, die für sich beansprucht, das beseelte Gegenstück zu eingangs beschriebenen Systemerhaltern zu sein. Der Detroiter Kenny Dixon alias Moodyman zum Beispiel. Oder der große Theo Parrish, dessen leicht abstrahierte Produktionen immer wieder erstaunliche Ergebnisse zu Tage fördern. Ebenfalls ein Vertreter intelligenter House-Music ist Glenn Crocker. Dieser entspricht dem Typus des Geschichtsschreibers in Sachen House. Seit Mitte der 80er-Jahre bestimmt er von Chicago aus das Erscheinungsbild dieser Musik mit. Auf die Frage, wie "deep" seine Produktionen seien, antwortete der 30-Jährige einmal: "Deeper than underground." Eine Antwort, die ihm sein Alias Glenn Underground einbrachte. Seit 1987 veröffentlichte Crocker acht Alben. Das letzte davon, Lounge Excursions aus dem Vorjahr, besticht durch Vielfalt: Von Soul-Gesang bis zu Santana-mäßigen Gitarrenspuren verwertet Glenn Crocker alles, was seinem Deep-House-Verständnis dienbar gemacht werden kann. Im Rahmen des "Electronic Summer-Weekend-Festivals" gibt der Mann im Flex ein Gastspiel. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14./15. 7. 2001)