Salzburg - Einen ehrlichen Umgang mit der Geschichte der Stadt und dem Schicksal der jüdischen Mitbürger fordert die Salzburger Bürgerliste. Anlass für einen Brief von Bürgerlisten-Stadtrat Johann Padutsch an Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) ist eine Gedenktafel, die am kommenden Mittwoch enthüllt werden soll. Auf der Tafel soll mit dem Text "in Salzburg brachte ich einige der glücklichsten Stunden meines Lebens zu" an Theodor Herzl erinnert werden. Der zweite Teil des Herzl-Zitats, nämlich dass er Salzburg verlassen habe, weil er als Jude hier keine Zukunft gesehen habe, werde verschwiegen, kritisiert die Bürgerliste in einer Aussendung. Falls nur der aus dem Zusammenhang gerissene Satz auf der Gedenktafel stehe, könne er "nur dringend raten, die Enthüllung zu verschieben", heißt es in dem Brief. Es sei nicht zulässig, den Satz für sich alleine stehen zu lassen. In dieser Form wäre er nämlich nichts sagend. "Dass in Salzburg der latente und offene Antisemitismus besonders ausgeprägt war, um nicht zu sagen, dass Minderheiten oder anders Denkende nach wie vor kein leichtes Leben haben und man nach wie vor auf diese dumpfen rassischen, ethnischen und religiösen Vorurteile trifft, ist leider auch nicht zu bestreiten", schreibt Padutsch. Umso mehr könne man Herzl nicht als jemanden darstellen, der Salzburg "quasi in einer romantischen Verklärtheit der Nachwelt ans Herz legt". Padutsch sieht darin einen Missbrauch der Persönlichkeit. Die Bürgerlisten-Gemeinderätin Ulrike Saghi fordert eine "offene und ehrliche Auseinandersetzung mit der Geschichte des Judenhasses in Salzburg". Eine "heuchlerische und auf Publicity ausgerichtete Vergangensheitsbewältigung" müsse aufs Schärfste zurückgewiesen werden. (apa)