Innsbruck - Der Tiroler ÖVP-Obmann, Landeshauptmannstellvertreter Ferdinand Eberle, der am vergangenen Freitag angekündigt hatte, bei einem "Sonderparteitag" im Herbst zurückzutreten, will unter Umständen bis zum nächsten regulären Parteitag im Jahr 2004 im Amt bleiben. Eberle erklärte am Mittwochnachmittag er werde, falls der "Sonderparteitag" nicht zustande komme, "selbstverständlich" seine Obmann-Funktion beibehalten. Die Abhaltung eines vorgezogenen Parteitages war von Landeshauptmann Wendelin Weingartner und Landtagspräsident Helmut Mader abgelehnt worden. Eberle könne "nicht beurteilen, warum der Landeshauptmann" sich gegen diesen frühzeitigen Parteitag ausgesprochen hatte. Übergangsgremium sei in Parteistatuten nicht vorgesehen Die Einrichtung eines von Weingartner vorgeschlagenen "Übergangsgremiums", an dem er, Eberle, nicht beteiligt sein soll, sei in den Parteistatuten überhaupt nicht vorgesehen, betonte der Parteichef. "Diese Möglichkeit gibt es nicht", betonte der VP-Obmann. Wie der Landeshauptmann erklärt hatte, soll ein derartiges Präsidium bis zum nächsten Parteitag die Führungsaufgaben übernehmen. Von einer Vorgangsweise dieser Art sei Eberle von Weingartner bislang noch nicht informiert worden. "Mit mir kann man über alles reden", er sehe aber keinen Anlass dafür, vor dem nächsten Parteitag seine Obmann-Tätigkeit frühzeitig zu beenden. "Wir brauchen keine Neuwahlen, sondern eine Änderung der Politik", betonte Eberle. Daher habe er einen frühzeitigen Parteitag vorgeschlagen, an dem "Entscheidungen" getroffen werden müssten. Damit sei die "Sachfrage" gemeint, also die Zukunft der landeseigenen Hypo Bank. Die Diskussion um die Zukunft der landeseigenen Hypo Bank hatte schon vor geraumer Zeit zu einer Spaltung der Partei in zwei Lager geführt. Während Weingartner, der ÖAAB und der Wirtschaftsbund für eine Banken-Holding mit der Südtiroler Sparkasse mit Sitz in Bozen eingetreten waren, sprachen sich Eberle und der Bauernbund vehement dagegen aus. Die Differenzen hatten zu einem offenen Schlagabtausch und einem Machtkampf zwischen Weingartner und seinem designierten Nachfolger Eberle geführt. Weingartner hatte darüber hinaus die vorzeitige Diskussion um die Landeshauptmann-Nachfolge kritisiert. Mit dieser Debatte habe Eberle einen Fehler gemacht, hatte Weingartner erklärt. Darauf angesprochen, betonte der VP-Obmann: "Ich führe längst keine Diskussion um die Landeshauptmann-Nachfolge mehr". Diese sei von Weingarter "selber losgetreten" worden, da dieser weder das Amt des Parteiobmanns noch eine Wiederkandidatur als Landeshauptmann angestrebt habe. Einen oder mehrere "Wunschkandidaten" für seine eigene Nachfolge gebe es zwar, er sehe aber "momentan keine Notwendigkeit", die Namen dieser Personen zu nennen, erklärte Eberle. Mit dem Wunsch nach einem vorgezogenen "Sonderparteitag" stehe der VP-Obmann nach eigenen Angaben nicht alleine da. "Ich habe dafür ein hohes Maß an Zustimmung erhalten." Dies sei ein Zeichen dafür, dass die Klärung der "Sachfrage" (Anm.: die Zukunft der Hypo Bank) so bald wie möglich herbeigeführt werde. Diese "breite Unterstützung" sehe Eberle aber keineswegs als indirekte Aufforderung, von seiner Funktion so bald wie möglich zurückzutreten. "Kein Mensch hat meinen Rücktritt verlangt", bekräftigte Eberle. (APA)