(Der Artikel gibt die Lage von 23. 7. wieder. Die angesprochene Räumungsklage wurde eine Woche später zurückgezogen.) Wien - Das Militärzelt, das Public Netbase vor Wochen im Stadtratshof des Museumsquartiers aufschlug (und nicht mehr abbaut), darf als Symbol gelesen werden: Es herrscht Krieg um die freien Flächen des Kulturzentrums. Und die Fronten sind erstarrt: Am 20. Juli brachte Wolfgang Waldner, Chef des Museumsquartiers (MQ), mit Rückendeckung seines Aufsichtsrats Räumungsklage gegen Public Netbase ein. Schließlich weigern sich Konrad Becker und sein Team, die devastierten Räume im Mezzanin des Fischer-von-Erlach-Trakts, die nun renoviert werden sollen, interimistisch aufzugeben. Obwohl Waldner die Drittnutzer schon vor einem Jahr über das drohende Ende der entgeltlosen Benützung der Räume in Kenntnis gesetzt hatte. Und obwohl Becker in der Burggasse bereits ein Gassenlokal angemietet hat. Diese Räumungsklage nahm die "Nutzerplattform", ein Zusammenschluss diverser MQ-Institutionen, zum Anlass, ihrer Besorgnis Ausdruck zu verleihen. Das Klima sei vergiftet, sagte Wolfgang Zinggl, der Leiter des Depots. Die Klage sei eine Schande, sagte Gerald Matt, der Direktor der Kunsthalle. Und fast alle beklagten, dass sie nicht oder falsch informiert würden. Man erhoffe sich einen konstruktiven Dialog. Das Architekturzentrum, das bisher 1000 Quadratmeter bespielte und ab dem Herbst doppelt so viele bespielen wird, wünscht sich einen weiteren Lagerraum. Die Kunsthalle meldet nun Bedarf für zusätzliche Büroräume an, obwohl deren Direktor die Raumzuteilung einst akzeptiert hatte. Das Depot fordert eine niedrigere Miete als die angebotenen 70 Schilling pro Quadratmeter und zudem einen länger als zwei Jahre laufenden Mietvertrag. Und Public Netbase verlangt weiterhin 1000 Quadratmeter. Waldner hingegen will Becker nur jene Räume (samt neuen Toiletten) zuerkennen, die schon bisher zur Verfügung standen (300 Quadratmeter). Er folge damit, sagt er, einer schriftlichen Empfehlung seines fünfköpfigen Beirats, in dem unter anderem Hortensia Völckers, Peter Pakesch und Kathrin Rhomberg sitzen. Einig geworden ist sich Waldner unterdessen mit der Basis Wien (sie wird nach der Renovierung wieder in ihren bisherigen Standort einziehen) sowie mit dem Galerien-verband, der Kunstkritiker-Vereinigung AICA und der Zeitschrift springerin : Diesen drei Nutzern wird bis auf Widerruf eine unentgeltliche Bürofläche überlassen. Zudem will Waldner allen das Angebot gemacht haben, bei Bedarf die künftige "Arena" zum Selbstkostenpreis anzumieten. Es handelt sich dabei um eine 400 Quadratmeter große multifunktionale Veranstaltungshalle, die im Fischer-von-Erlach-Trakt errichtet werden soll. Einziger Haken: Wer in diese Arena wann einziehen darf, soll der Beirat empfehlen. Und an diese Empfehlungen braucht sich Waldner nicht zu halten. Die "Nutzerplattform" kritisiert daher, dass Waldner als künstlerischer Leiter operiere, obwohl er nur der "Facility Manager" (vornehme Bezeichnung für "Hausmeister", wie Waldner schon gerufen wurde) sei. Wolfgang Wais, Geschäftsführer der Wiener Festwochen, fordert daher klare Strukturen. Auch deshalb, weil Waldner als verantwortlicher Geschäftsführer entscheiden kann, wer die Höfe bespielen darf. Gegenüber dem STANDARD stellte der MQ-Chef aber ein Mitbestimmungsmodell in Aussicht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24. 7. 2001)