Paris - Die Künstlerin Niki de Saint-Phalle hat mehr als 170 ihrer Werke dem Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Nizza vermacht. "Dieses außergewöhnliche Geschenk verdanken wir dem Vertrauen und der Freundschaft zu Gilbert Perlein, dem Direktor des Museums", erklärte die Verwaltung des Hauses am Montag. Die großzügige Schenkung, darunter mehr als 60 Gemälde und Skulpturen, wird auf einen Wert von 117 Millionen Franc (17,8 Mill. Euro/245 Mill. S) geschätzt. Eine Ausstellung dieser Werke ist für den Frühling 2002 geplant. Internationale Bekanntheit erlangte die in Frankreich geborene und in New York aufgewachsene Niki de Saint Phalle Anfang der sechziger Jahre. Mit ihren Schießbildern - Relief-Zielscheiben und Gipsplatten die Farbsäcke enthielten, zerschoss sie mit einem Gewehr. Die Farbe bespritzte die weißen Flächen wie Blut - was durchaus als Ejakulation gesehen werden kann. Saint Phalle zelebrierte die Hinrichtung der Männlichkeit, und die Frei-Schießung von der Frauenrolle in der Kunst - die Rolle der Muse und Modell. Und sie erzielte damit den Durchschuss zur anerkannten Künstlerin. Ikonen der Weiblichkeit Die Tochter einer alten französischen Adelsfamilie zierte mit 17 die Covers von "Vogue" und "Life". Später kämpfte sie als Künstlerin gegen die Vormachtstellung des Phallus. Ihre bunten Tänzerinnen - "Nanas" - sind Ikonen der selbstbewußten Weiblichkeit. Ihre erste "Nana" entstand 1965: Aus Drahtnetzen, Wolle und Pappmaché. Ein Jahr später entstand eine riesige, auf dem Rücken liegende, einsteigbare Skulptur - für das Moderna Museum in Stockholm. Das Innere der weiblichen Skulptur konnte durch die Vagina bestiegen werden. Später wurde Saint Phalle wegen der massiven Kommerzialisierung ihres Namens kritisiert: Parfums, Kunsthandwerklicher Kitsch - trägt ihren Namen. In den siebziger Jahren drehte Niki auch Filme. In ihrer Autobiographie schrieb sie davon, dass ihr Vater sie als Kind missbraucht habe. Die an Nizza vererbten Stücke "decken mehr als 40 Jahre künstlerischen Schaffens ab". Zu den spektakulärsten Werken zählen auch hier einige der "Schießbilder" aus den Jahren 1960/1963. (APA/dpa/red)