Wien - Im Künstlerhaus gibt es gerade eine Fotoausstellung. Sie heißt transgression . Im Beipacktext dazu heißt es: "Transgression bezeichnet den Übergang von einem Zustand in einen anderen. Bezeichnet aber auch die Grenzüberschreitung, ja sogar das Vergehen im kriminologischen Sinn, das Verlassen von Konventionen und gesichertem Terrain. Fotografie in ihrer ikonologischen Bilddimension, in ihrer variablen Eigenschaft der Anpassung, ihrer medialen Adaptierfähigkeit, in ihrem grenzenlosen Potenzial, die (eine) Welt zu beschreiben, soll mit dieser Ausstellung thematisiert werden." Davon soll man sich jetzt aber nicht schrecken lassen. Projektbeschreibungen sind mindestens so anpassungsfähig wie die Fotografie selbst. Und so passt letztlich auch dieser Text mehr oder weniger zu einer Ausstellung, die sich mehr oder weniger mit Fotografie beschäftigt. 27 Künstler wurden ausgewählt. Und genau so viele Wege zum Bild gibt es also innerhalb dieser Schau auch. John Baldessari macht, was John Baldessari eben macht. Robert Rauschenberg macht, was Robert Rauschenberg eben macht. Und Arnulf Rainer übermalt sowieso alles. Franz Gertsch tut seit jeher so, als würde er fotografieren, und ein Video hat auch mit Fotografie zu tun. Schließlich gibt es ja Standbilder. Johannes Brus setzt seinen Negativen mit aggressiven Chemikalien zu. Johannes Deutsch generiert Farbräume am Computer. Ilse Haider macht Franz Gertsch mit anderen Mitteln. Selbstverständlich ist das alles irritierend, ja verstörend. Eine Jury gab es auch. Der gehörten neben Margit Zuckriegel auch der Maler Adolf Frohner und die Kunsthistorikerin Angelica Bäumer an. Eine Jury war auch deshalb notwendig, weil es einer Tradition folgend galt, im Sommer auch einige Mitglieder des Künstlerhauses auszustellen. Die Nichtmitglieder bezeichnet der Beipacktext als internationale Stars. Und wenn man sich jetzt nicht wie Margit Zuckriegl fragt, "wie weit die Fotografie als streng abgegrenzter Begriff heute überhaupt noch Gültigkeit hat", dann braucht man gerade auch nur so lange Zeit, wie man eben braucht für eine beliebige Ansammlung von mehr oder weniger Gutem. Und schließlich gibt es ja mit global tools noch eine Ausstellung, die zeigt, warum man gerne ins Künstlerhaus geht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 8. 2001)