Eisenstadt - In den Friedensverträgen von St. Germain und Trianon wurde 1919/20 die Angliederung der deutschsprachigen westungarischen Gebiete an Österreich festgeschrieben. Doch um den endgültigen Grenzverlauf kam es zu einem zähen diplomatischen Ringen und militärischen Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Ungarn. Neben der Komitatsstadt Ödenburg wurde aber auch um kleinere Ortschaften erbittert gekämpft. Aber auch Adelige und Großgrundbesitzer bemühten sich, ihre Güter möglichst in einem Staatsverband zu halten. Die Grenzregelungskommission unter alliierter Aufsicht hatte jede Menge Arbeit zu leisten.
Luising Interessant ist in diesem Zusammenhang die Geschichte der kleinen Ortschaft Luising im Südburgenland. Das deutschsprachige Dorf wurde seinerzeit nicht in den Verhandlungen berücksichtigt und blieb östlich der Demarkationslinie bei Ungarn. Nach Protesten der Gemeindevertreter, da ihre Pfarre und Äcker in der Nachbarortschaft Hagensdorf plötzlich im Ausland lagen, kündigte die Grenzregulierungskommission einen Lokalaugenschein an, um die Frage zu lösen. Doch da Ungarn dies als Verrat ansah, wurden die österreichfreundlichen Gemeindevertreter nach ihrer Intervention sofort ausgewechselt. Für den Vormittag des 10. August 1922, einem Sonntag, wurde schließlich der Lokalaugenschein der Grenzregelungskommission angesetzt. Da aber die meisten Bewohner Luisings zu diesem Zeitpunkt den Gottesdienst in Hagensdorf besuchten, versuchten die Ungarn die Situation zu nützen, und brachten Bauern aus den naheliegenden westungarischen Gemeinden ins Dorf, um der Kommission ein anderes Bild der Situation zu vermitteln. Rechtzeitig Doch zufällig verspätete sich der hohe Besuch, und die Luisinger kamen rechtzeitig vom Kirchgang zurück, und die Eindringlinge mussten abziehen. Nachdem die Bewohner eindeutig für den Anschluss an Österreich eintraten, gab die Kommission eine klare Empfehlung ab. Die feierliche Übergabe Luisings an Österreich fand schließlich am 10. Jänner 1923 statt. Rattersdorf und Liebing Als letzte Gemeinden des Burgenlandes kamen schließlich die mittelburgenländischen Dörfer Rattersdorf und Liebing, im Tausch gegen die Ortschaften Plajgor und Szentpeterfa am 8. und 10.3. 1923 zu Österreich. In den Friedensverträgen von St. Germain und Trianon war für das Burgenland ursprünglich eine Größe von 4.313 Quadratkilometern mit rund 340.000 Einwohnern vorgesehen. Nach dem 1923 endgültig die Grenze fixiert worden war, blieb schließlich ein Gebiet von 3.967 Quadratkilometern mit etwa 285.000 Einwohnern übrig. (APA)