Wien - Während Sigi Finkel & African Heart seit langem im Ausland jede Menge Tour-Kilometer absolvieren, sind ihre Performances hierzulande eher rar - zurzeit sind sie irgendwie Österreichs gefragteste Musikbotschafter. Kein Wunder, verkörpert African Heart , 1995 vom Saxophonisten Sigi Finkel gegründet, doch in der paritätischen Besetzung mit je drei senegalesischen Griots und europäischen Jazzern per se den Gedanken respektvoller interkultureller Begegnung. Nach Gastspielen in Israel, der Türkei und dem Senegal war die Reise durch Simbabwe (Auftritte beim "Chimanimani Arts Festivals" und beim "Harare International Festival of the Arts") und Südafrika zweifellos die bislang politisch heikelste Mission. Hat sich doch die Situation in Simbabwe, obwohl das Land nach den gewaltsamen Farmbesetzungen im vergangenen Jahr mittlerweile wieder aus den Schlagzeilen ist, nicht wirklich beruhigt. Übergriffe auf Oppositionelle stehen auf der Tagesordnung, das Land steht in Erwartung der Präsidentschaftswahlen, in denen sich Robert Mugabe erstmals seit der Unabhängigkeit 1980 einem ernsthaften Gegenkandidaten stellen muss. Allerdings stellten einige Pannen mit dem Tour-Bus auch schon die abenteuerlichsten Erlebnisse der African-Heart- Reise dar, Simbabwe zeigte sich in geschäftiger Normalität, der Umgang zwischen Schwarz und Weiß wirkte sogar natürlicher, selbstverständlicher als im benachbarten Südafrika, wo African Heart neben Konzerten auch Workshops gab. "Ich habe nach Konzerten, wenn wir als Gruppe in Erscheinung traten, immer den Satz gehört: 'Keep the spirit of the band.' Ich habe das auf zwei Ebenen verstanden: musikalisch, aber auch kulturell und gesellschaftspolitisch. Es geht in unserer Gruppe ja um ein gleichberechtigtes Musizieren, ohne dass eine Seite ein Übergewicht erlangt. Das als Message gerade in Simbabwe und Südafrika nach außen zu transportieren, war für mich entscheidend." Finkel bleibt indessen seinem Ruf als Workaholic treu, der nie nur auf einer Hochzeit tanzt. Während die Kooperation mit dem Pianisten Tim Richards sowie die österreichisch-amerikanische Doop Troop- Connection (u. a. mit Posaunist Joseph Bowie und Gitarrist Kelvyn Bell) weiterhin gepflegt werden, konnte man den 40-jährigen, aus dem bayerischen Günzburg stammenden Wahlwiener zuletzt überraschend auch als Saxophon-Gast der Contraband des tschechischen Pianisten und Bigband-Routiniers Milan Svoboda hören. Für 2002 ist denn auch in Ausweitung dieser neuen Verbindung ein "ziemlich großes Mittel-/Ost-Europa-Projekt" in Planung, sagt Sigi Finkel. Genaueres wird dazu noch nicht verraten. Nur so viel: Nicht nur im fernen Afrika bedarf es so mancher Brückenschläge... (felb/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16. 8. 2001)