Wenn Sie PS-Wichserei für ebendas halten und krank, widerlich und verwerflich finden, lesen Sie schon gar nicht weiter, Sie werden sich nur noch mehr ärgern.
Muskelprotzerei
Hier geht es um automobile Muskelprotzerei, um ein böses Geschwür, einen Krawallstoppel jenseits aller Vernunft. Um einen Renault. Clio. Sport. V6.
So klein und schon sechs Zylinder. Anders als beim normalen Clio, wo Motor und Antrieb vorne sind, knotzt hier der fette Drei-Liter-Murl hinten, wo sonst Rückbank und Kofferraum sind. Tom Walkinshaw Racing hat hier Hand angelegt und ein Gefährt geschaffen, das zuerst im Rennsport eingesetzt wurde und erst dann die Zulassung für die Straße erhielt. Tatsächlich bedarf es einiger sittlicher Reife, den Clio V6 zu fahren und ihn nicht um die nächste Laterne zu wickeln.
Wenige werden überleben. Clios natürlich
Mit einem Preis von 585.000 Schilling soll der Käuferkreis offensichtlich gering und erlesen gehalten werden. Das ist auch gut so. Der Clio V6 hat in seiner Radikalität das Zeug zum Sammlerstück, man wird sehen, wie viele überleben werden.
Die meisten Tankwarte, Taxler, Lkw-Fahrer, Spoiler-GTI-Fahrer und andere Jugendliche, die angesichts des Clio V6 die Contenance verlieren und kreischend zusammenlaufen, gehen einmal davon aus, dass es sich bei diesem Renault um einen Eigenumbau handelt. Kaum vorstellbar, dass ausgerechnet ein Clio mit diesem Aussehen serienmäßig das Werk verlässt. Ist aber so. Dann die Preisfrage. Lange Gesichter.
Kraftmeier
Vom Aussehen her ist der V6 ein reiner Kraftmeier, außergewöhnlich breit, mit riesigen Lufteinlassschlitzen an der Seite. Und er schaut nicht nur so aus: 226 PS sind reichlich. Die Kraft kommt aber vorwiegend von unten heraus, was bei den Fahrgewohnheiten ein wenig Umstellung notwendig macht. Im oberen Drehzahlbereich gibt es nämlich kaum eine Steigerung, die Beschleunigung hat sich eigentlich bei 4000 oder 5000 Touren erledigt, auch wenn er bis 7000 drehen würde.
Sucht nach Stereo-Sound
Die halbe Miete ist schon einmal der Sound. Das Seitenfenster ist ständig offen, weil man süchtig wird und am liebsten stereo hört. Dieses raue Fauchen, Grollen und Röhren. Leider verleitet der Sound dazu, noch einmal aufs Gas zu steigen, wenn einer am Straßenrand den Mund nicht mehr zukriegt, damit er zum optischen Eindruck auch ein bisschen Akustik vermittelt bekommt. Wie gesagt: Sittliche Reife ist gefragt.
Renault Clio Sport V6