Wien - Beim Südtirolerplatz steht ein Autobus. Eigentlich nichts besonderes: Dort ist Endstation vieler Linien. Aber dieses Gefährt bringt nicht Passagiere von einem Ort zum anderen. Es handelt sich um die "Mobile Anlaufstelle für Suchtkranke", auch "Spritzenbus" genannt: Drogenkonsumenten können gebrauchte Spritzen eintauschen - so sollen HIV- und Hepatitis-Ansteckung vorgebeugt werden. Seit eineinhalb Jahren steht der Bus täglich eineinhalb Stunden im Bezirk. Seit ein Teil der "Szene" 1999 vom Karlsplatz "übersiedelte". Die Anrainer sind - wie meist in solchen Fällen - nicht glücklich. "Es kommt öfters vor, dass Suchtkranke im Stiegenhaus übernachten und Spritzen zurücklassen. Auch Kinder können sie finden", erregt sich ein Anrainer. Dem Drogenkoordinator der Stadt Wien, Peter Hacker, ist die Situation am Südtirolerplatz "wohl bekannt". Das Hauptproblem sei aber die "Psychologie des Raumes": Da der Verkehrsknoten, der täglich von mehr als 20.000 Personen frequentiert wird, dunkel und unübersichtlich sei, hätten viele Leute "natürlich Angst". Die Lage habe sich aber in den letzten eineinhalb Jahren "stark verbessert", die Szene sei "unter Kontrolle": Die weggeworfenen Spritzen seien vor allem auf die kurzen Öffnungszeiten des Spritzenbusses zurückzuführen. Schuld daran, so Hacker trage der Bezirk. Die ehemalige Bezirksvorsteherin der Wieden, Susanne Emmerling (VP) habe sich vehement gegen eine Verlängerung der Öffnungszeiten gewehrt. Er sei aber optimistisch, dass sich die Zusammenarbeit mit ihrer Nachfolgerin Susanne Reichard (VP), verbessern werde. Diese bewertet den "Spritzenbus" zwar grundsätzlich positiv, meint aber, er wäre an anderen Orten "sinnvoller" als in ihrem Revier. Andernorts in Wien gäbe es mehr Bedarf nach Spritzen und Bus als eben auf dem Südtirolerplatz. Daher hätten die VP-Bezirksräte bereits im vergangenen Juni die "Verlegung des Spritzenbusses" beantragt - bisher allerdings erfolglos. (DER STANDARD, Print, 21.8.2001)