Alles wartet auf den Konjunkturaufschwung und dabei wissen wir noch nicht einmal ob wir den Tiefpunkt des gegenwärtigen, wirtschaftlichen Wellentales schon erreicht haben. Jeder redet vom Sparkurs, der jetzt unbedingt überall gefahren werden muss und vergisst dabei gern, dass es mit Sparen alleine noch lange nicht getan ist, wenn die Unternehmensstrukturen nicht zeitgemäß, die Firmenstrategie überholt und das angepeilte Neugeschäft im Keller ist. Antizyklische Maßnahmen Werbung und Marketing verlangen gerade in Zeiten wie diesen - zu Recht - die Verstärkung antizyklischer Maßnahmen, das heißt - in der Rezession muss umso mehr geworben, kommuniziert und - "gegessen" werden. Nicht den Business Lunch einsparen Wer nämlich die Meinung vertritt, dass der Business Lunch ohnehin nur ein Vergnügen ist, das man leicht "einsparen" könne begeht erstens einen gewaltigen Irrtum und sendet zweitens die völlig falschen Signale aus. Wenngleich in Zeiten wie diesen die Wahl der "Signale" und deren Wirkung ungleich mehr als sonst überdacht werden müssen. Mit einem Business-Gast, sprich Kunden, unter dem Deckmantel der "schwierigen Zeiten" in eine Preiserhöhungsverhandlung zu treten und dafür als Verhandlungsort das teuerste Restaurant der Stadt und zum Aperitif Champagner zu wählen, wäre sicherlich das falsche Signal. Zur Würstelbude einladen? Deshalb aber gleich ins andere Extrem zu fallen und zur Würstelbude oder ins Self Service Restaurant "einzuladen", wäre natürlich genauso falsch. Viel wichtiger ist es zu versuchen, den Gesprächspartner zu motivieren, auch sein Sorgenherz zu öffnen und gemeinsame Probleme mit der aktuellen Rezession zu erörtern. Zeiten wie diese, sind Zeiten des verstärkten und willkommenen Erfahrungsaustausches, Zeiten von Eingeständnissen vergangener Fehler und Versäumnisse und Zeiten der gemeinsamen Ventilierung von neuen Chancen, um aus der Krise herauszufinden. Derlei Gespräche führt man nicht im Büro, weil vieles von dem was man sagen will, sehr vertraulich ist und besser in einer informellen Atmosphäre stattfinden sollte. Solidarisierungs-Lunch Daher ist der Business Lunch, der in Zeiten wie diesen oft zum Solidarisierungs-Lunch mutiert, jetzt gefragter denn je und ihn einzusparen wäre eine schwere Fehleinschätzung. Aber: mehr Bedacht auf die Wahl des Ortes zu legen und Prosecco statt Champagner zu bestellen, wird von Ihrem Gast in jedem Fall als ein positives Signal empfangen werden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe)