Jutta Strohmaier, derzeit Staatsstipendiatin, bezieht sich in ihrer Einzelausstellung auf den argentinischen Schriftsteller Luis Borges und seine Kurzgeschichte "Das Aleph", um sich den erkenntnistheoretisch nicht ganz unbeschwerten Kategorien Zeit und Raum anzunähern. Dieser umfassend anmutende Ansatz wird jedoch in ihren großformatigen Fotografien insofern subjektiviert, als die Künstlerin ihre künstlerische Erkenntnissuche in der eigenen Wohnung startet. Dort nützt sie die Projektion von Bildern auf ihre unterschiedlichen Wohnbereiche, um der "Präsenz und Bedeutung anderer räumlicher Referenzen (Mondlandschaften, ein Flugzeughangar oder eine Raumstation im Weltall) für ihre Selbstlokalisierung Ausdruck zu verleihen" (Andreas Spiegl). So will sie das Verhältnis von gelebten und medial vermittelten Räumen ausloten. Wie stark sich Letztere bereits in unsere kleinen Welten eingeschrieben haben, beweist dann auch die aufschlussreich inszenierte Privatheit, die in ihren Bildern zu entdecken ist. McDonalds-Becher, leere Milchflaschen, CDs und eine Futon-Bettlandschaft: pseudoindividueller Lifestyle, nicht uncharmant.


(cb - DER STANDARD, Print, 27.8.2001)