Wien - Es ist eine Gruppe von Künstlern, aber keine Gruppenausstellung. Sie beziehen sich auf die 70er-Jahre und Italien, aber auch auf die jüngsten "Ereignisse", indem sie u.a. ein nicht durchschaubares Netzwerk darstellen. Die vom renommierten britischen Neokonzeptkünstler Liam Gillick losgetretene Kunst-Lawine, die sich derzeit im gesamten Museum für angewandte Kunst ausbreitet, manifestiert sich in Videoform, in grünen Podesten im Stiegenhaus oder in Leuchtschriftworten - aber auch unsichtbar. Weitergesponnen wird die Chose vom 11. Oktober bis 2. Dezember im Salzburger Kunstverein. Alles, auch der E-Mail-Verkehr rund um die Schau, wird zur Kunst erklärt - ein Prozess, der auch Musik, Design integriert, das muss er heutzutage. Mit obligatem DJ inklusive. Die Teilnehmer spielen nicht wirklich miteinander, wie beispielsweise beim witzig bis leicht penetranten Projekt among others 3 in der Kunsthallen-WG Exnergasse 1999, die zum Wohn-, Schlaf-und Produktionsraum mutierte. Nichts wirklich Neues unter der Sonne also, diese Interventionalismen - aber an diesem Ort, dem Museum für angewandte Kunst, sehr wohl, stellen die Veranstalter trotzig fest. Als "ein grenzüberschreitendes Gerücht ohne genauen Fokus" bezeichnet Liam Gillick seine mit Kuratorin Annette Kosak projektierte Dedalic Convention , benannt nach einer Freejazz-Band der 70er-Jahre. Der künstlerische Freejazz jault noch lauter auf, da die Terroranschläge in den USA die Teilnehmerliste wegen Transferproblemen gleich fast um die Hälfte reduzierte. Zynisch gesagt wurde dadurch das Projekt noch vor Beginn auf die Probe gestellt. Eine Wandschrift klärt über die Interventionen auf, beschreibt sie zumindest. "Sitzt in Amerika fest und schickt eine Klavierkomposition" bis "making popcorn and signs" (Popcornmaschine im Eingangsbereich). Und dann beginnt das Suchen. Nanni Moretti, einen der geistigen Conventions-Väter findet man nicht konkret, auch nicht seine Werke. Der Franzose Philippe Pareno scheint lediglich auf der Liste auf: Er hatte die Idee zu einem Film, interviewte Gillick zu einem Thema und will auf Basis dieses Gespräches sein Projekt angehen. Sympathisch und bezeichnend auch Gillicks Feststellung, dass es ein "Problem" gewesen sei, was man denn dann überhaupt in der MAK-Galerie macht, dem erwarteten Ort der Kunst. Und das löste einer der eingeladenen Künstler, indem er einen anderen einlud, der eine Art japanische Sitzrunde installierte und jede Menge Topfpflanzen. Avantgarde oder Bluff? Kunst muss ja nicht immer ein Popkonzert im Entertainment-Komplex sein, jetzt schon gar nicht. Interdisziplinäre Arbeiten "eher zu komplizieren als karikieren" stand im Vordergrund. Das ist eindeutig gelungen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26. 9. 2001)