Kunst
Graz2003.com: Streit um Internetadresse
Künstler und ihr Web-Projekt werden nun geklagt
Graz - Sie waren schneller und
bekommen dafür jetzt die
Rechnung präsentiert. Eine
Internetkünstlertruppe rund
um den Literaten Martin Krusche muss demnächst vor dem
Richter erscheinen, weil sie
sich vor zwei Jahren die Internetadresse "Graz2003.com"
gesichert hatte.
Dies zu einem Zeitpunkt,
als die damaligen Verantwortlichen des kommunalen
Milliardenkulturprojektes
"Graz Kulturhauptstadt 2003"
das Internet als Präsentations-
und Kunstplattform offenbar
noch nicht mitgedacht hatten.
Martin Krusche: "Wir hatten,
als bekannt wurde, dass Graz
europäische Kulturhauptstadt
wird, einige Monate abgewartet, und als die Stadt kein Interesse an der Internetadresse
Graz2003 zeigte, haben wir sie
registrieren lassen." Unter
diesem Domainnamen haben
Krusche und Co. ein eigenes
Kunstprojekt "Graz 2003" entstehen lassen.
Jetzt aber verlangt die neue
"Graz 2003"-Betriebsgesellschaft die komplette Herausgabe der Domainnamen. Jürgen Kapeller, Internetunternehmer, Finanzier und Partner von Krusches Netzprojekt,
zeigt sich verärgert: "Wir arbeiten seit eineinhalb Jahren
an der Sache, und jetzt will
man uns vom Feld schießen.
Was ist das für eine Haltung
zur Freiheit der Kunst?"
Domain eingeklagt
Graz-2003-Geschäftsführer
Manfred Gaulhofer sieht sich
und die öffentliche Hand im
Recht: "Nachdem wir vor Gericht Recht bekamen und von
Kapeller schon den Domainnamen Graz2003.at zugesprochen erhielten, haben wir ihn
jetzt aufgefordert, auch die
Adressen Graz2003.com und
Graz2003.org herauszugeben." Da sich Kapeller aber
geweigert habe, sei dieser nun
auf einstweilige Verfügung
und Abtretung geklagt worden. Gaulhofer: "Viele glauben ja, diese Adresse ist unsere Homepage, die offizielle Internetadresse von Graz2003.
Darum mussten wird das einklagen. Wir wollen Krusche
und Kapeller ja nicht hindern,
über die Kulturstadt Graz
2003 zu diskutieren, aber
nicht unter diesem Kürzel
'Graz2003'."
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 10. 2001)