Macht ist definiert als etwas, was jemand nicht von sich aus hat, sondern was einer Person gegeben und auch wieder genommen werden kann. Wer gibt die Macht? Es ist die Gruppe bzw. die Organisation, die die Macht vergibt. Ohne solche, die jemand als mächtig anerkennen, kann niemand Macht ausüben. Macht ist daher immer ein Ordnungsprinzip für die Regelung der Beziehung der Menschen zueinander. Mit Funktionen betraut die Organisation natürlich bevorzugt jene Personen, denen man es zutraut, die Kraft zu haben, die Funktion zu erfüllen. Als Funktionsträger ist er aber dann von anderen "gewöhnlichen" Personen unterschieden: "Die vormals Deinesgleichen waren, sie zwingt jetzt deines Zepters Macht." (Ring des Polykrates) Wie kommt man zur Macht? Der jeweils "Oberste" einer Organisation gibt die Macht an seine "Untertanen" weiter, und so entsteht ein Netz von Abhängigkeiten der jeweils "Unteren" von den jeweils "Oberen". Historisch entstanden ist dieses System der Hierarchie durch Zentralisation von Funktionen. Macht von unten - Demokratie Die Idee, die Macht von unten kommen zu lassen, wurden im 5. Jahrundert vor Christus in Griechenland geboren und nennt sich Demokratie. Machtmissbrauch Was an "Macht" kritisiert wird, ist ihr Missbrauch. Diesem wird übelgenommen, aber noch viel schlechter ist ein Machtvakuum. Funktionsträger, die keine Macht wahrnehmen, gelten als schwach, in ihr Vakuum stoßen dann "dunkle Mächte". "Strauchelt der Gute und fällt der Gerechte, dann jubilieren die höllischen Mächte." (Macbeth 1,2) Von alters her gibt es daher den Kampf der Ordnung gegen Unordnung und Chaos. Doch wer aller soll bei der Ordnung, die gegeben werden musss, mitreden? Zwei Führungsphilosophien 1. Klassisch hierarchische Führungsphilosophie Hier wird Macht von Zentralfunktionären wahrgenommen, die Untertanen müssen den Obertanen gehorchen. Die Spielregeln sind mit vier Axiomen beschrieben:
  1. Entscheidungszentralisation: der jeweils Höhere hat recht
  2. Wahrheitszentralisation: Informationen hat nur die zentrale Macht
  3. Weisheitszentralisation: wenn zwei streiten, entscheidet der Vorgesetzte
  4. Machtzenralisation: die Untertanen sind von ihrem Chef abhängig
2. Die konsensuelle Führungs- und Organisationsphilosophie Hier wird Macht im Auftrag von Gruppen und Organisationen wahrgenommen und kontrolliert. Eine Führungsphilosophie, die auf Macht verzichtet, gibt es nicht, jedenfalls nicht in der Praxis. Annäherung In den letzten Jahren beginnen sich die beiden Philosophien einander anzunähern. Denn auch die klasssisch hierarchischen Machthaber scheitern immer wieder an den "Ja-Sagern" und "Nein-Tuern", die bei wichtigen Entscheidungen nicht vorher ins Boot geholt wurden. Alle die, die eine Organisation nur "von unten" aufbauen wollen, scheitern an der Arbeitsteilung und den sich re-etablierenden Rängen. "Macht der Vernunft" Die Verteter des neuen Führungsstils sind bestrebt, möglichst wenig Dominanzattitüden in Auftreten, Kleidung und Bevorzugungen hervorzuheben. Für viele Funktionäre wird die "Macht der Vernunft" nach Hegel interessant. Man könnte diese Macht auch Interventionsmacht nennen. Denn mit Hilfe von Argumenten oder gar nur Fragen werden Prozesse eingeleitet und gesteuert, ohne dass man sich selber in eine sichtbare Dominazposition begeben muss. Die Zukunft gehört wahrscheinlich jenen Univeralisten, die mit einer gewissen Rollenflexibilität ihr Verhalten jeweils an die augenblickliche Situation anpassen können. (red/Quelle: Gerhard Schwarz, Woher kommt die Macht?, Hernsteiner 2/2001, S.14-15)