Kälte, Schnee, Rentiere, Wodka, die Filme von Aki Kaurismäki und die "schlechteste Rock-and Roll-Band der Welt" - die erschreckenden Leningrad Cowboys -, das waren die Assoziationen zu Finnland. Doch dann kam Jimi Tenor, der erste internationale Superstar aus dem hohen Norden - auch "Elton John of Jazz" (nicht so charmant) oder "the Barry White of Finland" (ein sympathischerer Vergleich) genannt. Jimi Tenor - das ist der extravagante Lassi Letho, dessen Äußeres etwas an Andy Warhol erinnert und dessen Künstlername seine Vorlieben für 70ies-Popstar Jimmy Osmond und Tenor-Sax wiedergibt. Die Musikerkarriere war nicht unbedingt vorherzusehen: Nur kurze Zeit im Jazzinstitut, Alleinunterhalter auf Hochzeiten, nebenbei brachte er mit der Band "Shamans" den Finnen - mit vier sehr unkommerziellen Alben - den Industrial-Sound näher. Nach einer kurzen Phase in Berlin emigrierte er nach New York, wo er als Fotograf für Erinnerungsfotos vom Besuch des Empire State Buildings sorgte. "Enjoyable Music" Mit seinem Freund Jusu Lounela begann er Filme zu machen (wirre Horror - Science Fiction - Road Movie Geschichten) und an Synthesizern herumzubasteln, produzierte ironischen Jazzy-Stuff. Das finnische Sähkö-Label veröffentlichte die skurrilen Werke 1994 unter dem Titel "Säkomies" und die Presse feierte ihn als Helden der Techno-House Szene. Jimi Tenor erlangte mit seinen Kombinationen von jazzigen, funkigen, souligen und Techno-Elementen einen gewissen Kultstatus: "Enjoyable Music". 1996 bescherte ihm der Hit "Take Me Baby" den Durchbruch in die Charts und einen Plattenvertrag bei Warp-Records. Die Alben "Intervision" (1997) und "Organism" (1999) stehen ganz unter dem Markenzeichen "Tenorsound": Poppiges, leichte Soulbeats, avantgardistische Sounds. Jimi Tenor kennt keine Scheu vor mystischen Klangwelten. Er löste sich in "Out Of Nowhere" (2000) von der elektronischen Musik. Orchesterklänge des polnischen Theaterorchesters, Querflöte, Saxophon, Tabla, Sitarspieler - Reminiszenzen an den guten alten Big-Band Jazz und Carl Orff. Nach dem Album kam es zum Bruch mit Warp-Records. Inzwischen ist Jimi Tenor wieder bei seiner finnischen Heimatbasis Sähkö aufgehoben und knüpft mit "Utopian Dream" (2001) an die früheren Zeiten als Elektro-Pionier an. Die Töne sind jazzy, soulig - versetzt mit Störgeräuschen und Gesang. Hollywood trifft Science-Fiction! Enjoy it! (Pia Feichtenschlager)