Das Schönste, erinnern sich ältere Semester, war immer das Ende der Schulstunde. Ob ein gleichnamiges Bild Waldmüllers heuer das Schönste der "Hofburg - Messe für Kunst und Antiquitäten" ist, liegt in der Beurteilung der Besucher. Das Teuerste ist es ganz sicher, obwohl die genaue Millionenanzahl an Schillingen nicht verraten wird. Zwar gelangten in den vergangenen Jahren einige Waldmüllers in die Hofburg, dieser zählt allerdings zu den absoluten Spitzenwerken in dessen Genremalerei. Zig Kinderköpfe sind, so der Kunsthistoriker-Jargon, aufs Trefflichste "individualisiert" und bilden eine Art Typologie, ein Panoptikum menschlicher Befindlichkeiten. Natürlich steht dieses 1843 in zweiter Fassung gefertigte Bild an einsamer Spitze- am Stand von Giese & Schweiger, die heuer erstmals nach 20 Jahren wieder in der Hofburg ausstellen Aber auch "darunter" gibt es auf der heurigen Messe wieder einiges zu erstehen, das auch schmälere Geldbörsen noch schmäler werden lässt, aber (hoffentlich) nicht ausblutet. Insgesamt bedeutet das Fernbleiben der Hofburg-Konstanten Patrick Kovacs und Wolfgang Bauer, die Jubiläums- bzw Herbstausstellungen in der eigenen Galerie organisieren, einen Aderlass der in den vergangenen Jahren zunehmend "provinzielleren" Veranstaltung, ohne dass dieses Epiteton jedoch als Makel zu verstehen ist. Tony Subal mit seinen Art-Deco-Objekten wird diesmal jedoch sicher fehlen. In diesem Jahr konnte man allerdings einige internationale Händler nach Wien bringen, allen voran Richard Nagy mit seiner Dover Street Gallery aus London, der bei der TEFAF Maastricht im März jede Menge an wirklich außergewöhnlichen Schiele-Zeichnungen verkaufen konnte. Ob ihm dies in Wien gelingt? Ebenfalls österreichische Jugendstil-Vorzeigekunst bietet erstmals der belgische Händler Yves Macaux: Aus Otto Wagners Postsparkasse etwa einen Schreibtisch sowie Wand- und Deckenleuchter. Die Asiatika-Schiene bedienen diesmal die Galerie Buter aus Paris sowie Georg L.Hartl, die Tapisserie ist mit Adil Besim vertreten. Judith Walker/Klagenfurt und Thoman/Innsbruck stellten sowohl auf der kunst wien aus wie nun in der Hofburg, und hier eher mit klassischer Moderne - so präsentiert Walker zum Beispiel eine frühe Kreuzigungsszene von Max Weiler (1958, Eitempera/ Papier). Am Möbelsektor punkten Wiesinger/Wels oder Tazl/ Weiz. Einzelne Händler bieten von vielen Kunstsparten etwas an, wie z.B. die auf Jugendstil spezialisierte Galerie bei der Albertina mit Keramik und Möbeln, darunter eine Aufsatzvitrine von Marcel Kammerer - mit bedeutsamer Provenienz, dem Architekten Oswals Haerdtl. Den Bereich Glas bedient wieder Michael Kovacek und die Glas.Galerie.Linz, dazu kommen Schmuck (La Puce), Uhren (D&S), Silber (Sonja Reisch), 19.Jahrhundert-Objekte (Kuhnke/D) und natürlich eine Vielzahl an Gemälde-Galerien. Letztere bieten internationales, aber auch besonders hierzulande geschätzte Maler wie Anton Faistauer, dessen Blumenstrauß (1919) Wienerroither und Kohlbacher sicher gerne überreichen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3./4. 11. 2001)