Linz - "Alfred Gusenbauer hat in den letzten Wochen deutlich an Zustimmung gewonnen, 16 Prozent in der Kanzlerfrage sind der höchste Wert, den wir je für ihn gemessen haben", sagt market -Chef Werner Beutelmeyer über die bemerkenswerteste Entwicklung seiner laufenden Forschungsarbeit für den S TANDARD . Während Gusenbauer sowohl im Sommer als auch in den Wochen unmittelbar nach den Terroranschlägen in den USA nur geringes Vertrauen in der Bevölkerung genossen hat, hat er sich nun deutlich vor Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer gesetzt, die nur von elf Prozent in einer (theoretischen) Kanzlerwahl gewählt würde. Weit zurückgefallen ist Wolfgang Schüssel: Der Amtsinhaber hatte zu Jahresbeginn Werte über 30 Prozent und nach den Terroranschlägen 29 Prozent - nun sind es bloß 22, vier Prozentpunkte vor Alexander Van der Bellen (18). Auffallend ist, dass ein Drittel der Befragten keinen der derzeitigen Spitzenpolitiker als Kanzler nennen will - "das passt zu unseren Beobachtungen einer gestiegenen Parteienverdrossenheit und eines gestiegenen Misstrauens gegenüber den Parteien", sagt Beutelmeyer. Hochphase Die jüngste Hochrechnung zeigt, dass die SPÖ mit 36 Prozent so gut liegt wie in ihrer Hochphase nach der Wien-Wahl - ein Befund, den auch andere veröffentlichte Meinungsumfragen bestätigen: News hatte Mitte Oktober eine Gallup-Umfrage publiziert, die ebenfalls 36 Prozent für die SPÖ auswies. Einig sind sich die meisten Meinungsforscher auch darin, dass die Grünen derzeit bei knapp über zehn Prozent liegen dürften (aktuelle market -Messung: elf Prozent, letzte Gallup-Messung: ebenfalls elf Prozent) - das ist deutlich mehr als die 7,4 Prozent in der Wahl 1999, aber unter den Umfragewerten des Vorjahres, bei denen die unverbrauchten Grünen mit ihrem Parteichef Van der Bellen rund 15 Prozent erreicht hatten. Für Schwarz-Blau gäbe es bei jetzt abgehaltenen Wahlen eine kleine, aber dennoch sicher erscheinende Mehrheit: Die ÖVP ist in den letzten Messungen leicht zurückgefallen (27 Prozent), die FPÖ liegt schon die dritte Woche auf der 24-Prozent-Marke. Die FPÖ konnte kurz nach den Terroranschlägen mit dem Sicherheitsthema punkten konnte, liegt aber ziemlich regelmäßig hinter der ÖVP. (cs, DER STANDARD, Printausgabe 5.11.2001)