Im "Franziskanerviertel" der Wiener Innenstadt, einem verwinkelten Gotik-Barock-Biedermeier-Jugendstil-Ensemble, wehren sich Anrainer gegen einen Zangenangriff des real existierenden Fungesellschaftismus. Einerseits soll dort ein mehr-stöckiges Bierlokal namens "Edel-weißalm" entstehen, andererseits ein "Ibiza-Klub" mit "Urlaubs- und Partyfeeling". Die Dreieinigkeit von "Schütt, Dröhn, Gröl" soll also von Skipiste und Strand auf das City-Ambiente übertragen werden. Das ist, im Fall von Wien, nur eine konsequente Fortentwicklung des Rambazamba, das sich praktisch jedes Wochenende auf den historischen Plätzen der Inneren Stadt abspielt, komplett mit Zelt, Heurigenbankl, Geruch nach verbranntem Fleisch und mannshohen Lautsprecherboxen. Für 25.000 Schilling Wohnungsmiete monatlich kann man im Bereich Stephansplatz - Graben, Freyung oder Am Hof bereits eine originalgetreue Atmosphäre wie beim Dimpflinger Volksfest unterm Fenster haben. Was einmal eine notwendige Belebung einer ziemlich verschnarchten Stadt war, wurde von einer genehmigungsfreudigen Stadtverwaltung allmählich in Richtung Ballermann-Kultur ausgeweitet, bis Wien wieder Dorf wird. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 10./11.11.2001)