Berlin/Brüssel - EU-Kommissionspräsident Romano Prodi hat vor dem Ausschluss
kleiner EU-Länder bei wichtigen Absprachen gewarnt. Die Regierungen in Paris,
London und Berlin hätten "den Eindruck vermittelt, als gäbe es ein EU-Direktorium",
sagte Prodi der Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe). Das sei "gegen die
EU-Spielregeln, und davor kann ich nur warnen", sagte der frühere italienische
Ministerpräsident.
Die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik Europas sollte energischer
vorangetrieben werden, "damit die EU nicht in verschiedene Gruppen zerfällt", sagte
Prodi. Bei einem Treffen vor einer Woche in London hatten zunächst nur
Großbritannien, Deutschland und Frankreich ihre Positionen zu wichtigen aktuellen
Fragen abstimmen wollen. Erst nach erheblichem Druck wurden auch Italien,
Spanien, die Niederlande und die Repräsentanten der EU hinzu gezogen. Prodi war
allerdings nicht dabei gewesen.
Der Brüsseler Kommission komme eine entscheidende Rolle zu, wenn die EU eine
größere Rolle in der Weltpolitik spielen wolle, sagte Prodi der Zeitung. Einzelne
Regierungen, darunter auch die deutsche, versuchten dagegen, wichtige,
gemeinsame EU-Vorhaben zu torpedieren. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hatte
sich bereits in der zurückliegenden Woche in Brüssel gegen Treffen von nur einigen
Staaten ausgesprochen. (APA)