Wien - Die vom Ministerrat beschlossene Chipkartengebühr von 50 Schilling pro Quartal für den Arztbesuch stößt auf heftige Kritik bei der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK). Die WGKK sieht darin einen "administrativen Wahnsinn" und befürchtet Mehrkosten durch die gleichzeitig beschlossenen Gratisimpfungen. Alles in allem sieht die Krankenkasse eine "sehr vertane Chance, aus der Chipkarte etwas Vernünftiges zu machen". Der erhoffte positive Effekt einer Verwaltungsvereinfachung für die Wirtschaft und die Krankenversicherung trete nicht ein, ganz im Gegenteil, kritisierte der Sprecher der WGKK, Jan Pazourek. Da die Dienstgeber künftig keine Krankenscheine mehr ausgeben, haben sie keine Kontrolle über die Arztbesuche der Mitarbeiter. Trotzdem sind sie aber künftig für die Verrechnung der Chipkartengebühr zuständig. Deshalb müssen die Krankenkassen dann allen Dienstgebern mitteilen, wie viel sie an Chipkartengebühren zu verrechnen haben. Dem Auftrag, Verwaltungskosten einzusparen, widerspreche das, kritisierte der WGKK-Sprecher. Datenschutz-Bedenken Bedenken hat die WGKK auch bezüglich des Datenschutzes. Man habe mit der Chipkarte die Chance gesehen, davon wegzukommen, dass der Arbeitgeber ein relativ genaues Bild davon bekomme, welche medizinischen Leistungen der Arbeitnehmer in Anspruch nehme. Nun bekomme der Arbeitgeber aber auch noch die Daten über die mitversicherten Angehörigen. Das ist aus der Sicht der WGKK eine "Verschlechterung". Dass es nun zusätzlich eine Grippe- oder eine Zeckenimpfung pro Jahr gratis gibt, begrüßt die WGKK zwar prinzipiell, sie verweist aber auf die dadurch entstehenden Mehrkosten für die Krankenversicherung und die mangelnde finanzielle Bedeckung. Wenn nur jeder dritte Anspruchsberechtigte sich gegen Grippe impfen lassen würde, hätte das für die WGKK Mehrkosten von 198,8 Millionen Schilling zur Folge. Wenn jeder Dritte die FSME-Impfung in Anspruch nehmen würde und unter Berücksichtigung, dass diese Impfung nur alle drei Jahre nötig ist, würde das Kosten von 83,6 Mill. S verursachen. Aus der derzeitigen Krankenscheingebühr hat die WGKK im Vorjahr im Vergleich dazu nur 161,2 Mill. S eingenommen. Die Einnahmen aus der Chipkartengebühr werden etwa in der gleichen Höhe erwartet. Insgesamt sei damit ein Einnahmenentfall bei der Krankenkasse zu befürchten, sagte Pazourek. "Gratis-Vorsorgeuntersuchung" schon jetzt Die von der Regierung verkündete Gratis-Vorsorgeuntersuchung gebe es schon jetzt. Die Gesundenuntersuchung ein Mal pro Jahr gratis sei bereits jetzt geltendes Recht, betont die WGKK. Die WGKK beklagt außerdem, dass die anderen Teile der 59. ASVG-Novelle zwar im Begutachtungsentwurf enthalten waren, die Chipkartengebühr jedoch nicht. Damit habe es keine Möglichkeit einer fachlichen Beurteilung gegeben. (APA)