Seit er als auf einem Baum sitzender, singender Chronist in der formidablen US-Komödie There's Something About Mary von den Farrelly-Brüdern am Ende aus Versehen erschossen worden ist, geht es mit der Karriere des großen kleinen, herzigen und kindlich naiven amerikanischen Songwriters mit dem Dackelblick und den Wuschelhaaren wieder aufwärts. Zwar verdanken wir dem New Yorker unsterbliche Klassiker wie den lange vergriffenen und hier neu eingespielten Jahrhundertsong Give Paris One More Chance - ganz zu schweigen von Roadrunner, Egyptian Reggae, I Eat With Mucho Gusto oder dem sehr wahrscheinlich eher in der Fassung von John Cale bekannten Pablo Picasso (Was Never Called An Asshole) . Allerdings, kommerziell hat es nie wirklich geklappt. Das führte dazu, dass der bald 50-jährige Richman mehrere Jahre lang nicht einmal noch in den USA, sondern beispielsweise auf dem kleinen deutschen Label Zensor veröffentlichen musste - und dort Anfang der 90er-Jahre nebenbei eine der besten Arbeiten seiner Laufbahn vorlegte: I, Jonathan mit dem "Hit" I Was Dancing In A Lesbian Bar . Nach dem, sagen wir, bescheidenen "Comeback"-Erfolg von I'm So Confused aus 1998, das die Mary -Filmsongs beinhaltet, bietet Her Mystery . . . nun die Gelegenheit, den besten Richman aller Zeiten zu hören. Ruhig, abgeklärt, allerdings wohl auf ewig den doo-woppenden und sich nach Petting verzehrenden Strandbuben im Ringelpullover gebend erzählt uns Richman hier bei kleiner akustischer Besetzung mit wackeliger Stimme und Wandergitarre, Bass, Beserlschlagzeug, diversen irrlichternden Wa-Uhhh-Chören und Saxophon-Gehupe von kleinen Tragödien ( Couples Must Fight oder My Love For Her Ain't Sad ) und großen lebensbejahenden Gefühlen ( Me And Her Got a Good Thing Goin' Baby oder Springtime In New York ). Für unbelehrbare Romantiker: Die Platte des Jahres. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16. 11. 2001)