Linz/Wien - Aufregung herrscht in Oberösterreich derzeit über das Ende der Kooperation mit der medizinischen Fakultät der Uni Wien. Seit 1999 konnten Studenten im dritten Abschnitt Praktika auch in Krankenhäusern in Linz, Wels und Steyr absolvieren. Im heurigen Wintersemester wurde diese Vereinbarung vonseiten der Wiener Fakultät aufgelöst. Nun bemühen sich auch Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) und der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch (SP) um einen Neustart im nächsten Semester.

Am kommenden Montag soll der von Pühringer und Dobusch unterschriebene Brief an die Wiener Uni abgehen, in dem die Politiker sich für eine Fortsetzung der Kooperation aussprechen. In dem Schreiben wird auch darauf hingewiesen, dass es eine vergleichbare Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck gebe, die klaglos funktioniere.

60 Medizinstudenten hätten im Wintersemester ihre Praktika in Oberösterreich absolvieren sollen und müssen nun in Wien unterkommen. Die Gründe für die Aufkündigung scheinen den Oberösterreichern fadenscheinig. So sollen zu viele Studenten zugelassen worden sein, es seien auch Fächer angeboten worden, über die es keine Abmachung gab.

"Alles ordnungsgemäß"

Stimmt nicht, heißt es im Kontrollamt der Stadt Linz, das mit der Koordination befasst war. Es sei alles ordnungsgemäß abgelaufen, das lasse sich auch nachweisen. Im Kontrollamt mutmaßt man eher, dass die Wiener Zuständigen das positive Klima zwischen Studenten und Medizinern in Linz nicht goutiert haben.

Der ärztliche Direktor des Linzer Allgemeinen Krankenhauses (AKH), Gerhard Syré, vermutet andere Hintergründe. "Wir müssen zugestehen, das an der Wiener Fakultät ein neuer Lehrplan eingeführt wird, sie werden daher eher mit sich selbst beschäftigt sein", erklärt der Mediziner. Er selbst habe aber gute Erfahrungen mit jenen Studenten, die bei ihm in Linz ihr Praktikum absolviert haben, gemacht. Dass die Vereinbarung von Wiener Seite aufgekündigt worden sei, stimme ihn daher "traurig", er hoffe ebenfalls auf das kommende Semester.

Der Dekan der medizinischen Fakultät in Wien, Wolfgang Schütz, befindet sich derzeit im Ausland. Sein Stellvertreter Christoph Zielinski war am Freitag dienstlich verhindert und daher für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

(DER STANDARD, Printausgabe, 17.11.2001)