Ingolstadt - Mit einer Fülle von Veranstaltungen gedenkt Ingolstadt des 100. Geburtstags seiner großen Schriftstellerin Marieluise Fleißer (1901-1974). Den Auftakt bildet am 22. November die Eröffnung der Ausstellung "Diese Frau ist ein Besitz" (bis 3.2.), die die Beziehungen der Autorin zu Schriftellern ihrer Zeit dokumentiert. Anschließend findet die Uraufführung des Schauspiels "Marieluise" von Kerstin Specht statt, einer Auftragsarbeit der oberbayerischen Stadt. Zur Autorin Fleißer studierte zunächst in München Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft. Lion Feuchtwanger half ihr 1922 bei der Veröffentlichung ihrer ersten Erzählung Meine Zwillingsschwester Olga. Über Feuchtwanger lernte sie in Berlin auch Bertolt Brecht kennen, mit dem sie längere Zeit eine problematische Beziehung unterhielt. Fleißers bayerische Geburtsstadt wurde immer wieder Thema ihrer Milieuschilderungen in Dramen (Fegefeuer in Ingolstadt, 1926) und Erzählungen (Ein Pfund Orangen und neun andere Geschichten der Marieluise Fleisser aus Ingolstadt, 1929). Die später von Rainer Werner Fassbinder verfilmte Komödie Pioniere in Ingolstadt (1928) geriet unter der Regie von Brecht bei der Berliner Uraufführung 1929 zum Skandal. 1931 erschien Fleißers einziger Roman Mehlreisende Frieda Geier. Nach 1933 lebte sie wieder in Ingolstadt, wo sie ab 1935 Schreibverbot erhielt. 1953 bekam Fleißer den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste zugesprochen. Erst Anfang der sechziger Jahre fand sie zu ihrer alten Schaffenskraft zurück. Es entstanden zahlreiche Erzählungen, darunter Avantgarde (1963), Die im Dunkeln (1965) und Abenteuer aus dem Englischen Garten (1969). Weitere Veranstaltungen Zum Geburtstag selbst am 23. November wird eine neu erschienene Sammlung der Briefe von und an Marieluise Fleißer präsentiert. Am Abend wird der Fleißer-Preis (15.000 Mark/105.533 S/7.669 Euro) an die 1956 geborene und in Pöcking am Starnberger See wohnende Schriftstellerin Petra Morsbach verliehen. Der 1981 ins Leben gerufene Preis soll künftig alle zwei Jahre verliehen werden und ist ab 2003 mit 10.000 Euro dotiert. Ein Symposium der Marieluise- Fleißer-Gesellschaft findet am 24. November zum Thema "Marieluise Fleißer in den Turbulenzen ihrer Zeit" statt. (APA/red)