Graz - "Heil Hitler", "Scheiß-Ausländer", "Sieg Heil" - mit solchen Parolen handelte sich ein 19-jähriger Oststeirer eine Anklage wegen Wiederbetätigung ein. Der junge Mann gab seiner Überzeugung in Gasthäusern und auf der Straße Ausdruck. Zu einem Rosenverkäufer mit ausländischem Aussehen soll er gesagt haben: "Du gehörst in die Gaskammer". Am Dienstag stand er in Graz vor einem Geschworenengericht. Seine Rechtfertigung: "Ich bin mit der Masse mitgegangen". Ein Urteil wurde erst für Mittwoch erwartet. Andreas H. war bereits 1999 wegen seines Hanges zu Nazi-Gedankengut aufgefallen. Damals fanden Beamte bei ihm zu Hause Schriften wie etwa die 25 Punkte der NSDAP und Material über Rudolf Hess. Das habe er aus dem Internet heruntergeladen, erklärte er vor Gericht. Zum Verhängnis wurde ihm schließlich ein Autounfall heuer im Frühjahr, bei dem er zwar Fahrerflucht beging, aber sein Handy im Wagen vergaß. Dort fanden sich dann SMS mit eindeutigem Inhalt: "Zerbombt Israel", "Ein Volk, ein Reich, ein Führer" war da zu lesen. Anpassung an die "Masse" Sein Verteidiger versuchte abzuschwächen: "Er hatte nie etwas am Hut mit der Wiedererrichtung des Nazi-Regimes, das waren nur grölende Jugendliche". Um sich "der Masse" anzupassen, rasierte sich der Angeklagte den Kopf und trug Schnürstiefel mit weißen Schuhbändern, ein eindeutiges Erkennungszeichen in der rechten Szene. "Was wollten Sie damit ausdrücken?", fragte Richterin Michaela Lapanje. "Eigentlich nichts", so der Beschuldigte, der dem Gericht erklärte, er habe sich wegen seiner Freundin geändert und von seinen Nazi-Freunden getrennt. Damals habe er nur den "starken Mann" spielen wollen, in Wirklichkeit habe er kein großes Interesse an Politik. "Was ist für Sie national?", wollte die Richterin wissen. "Keine Ahnung". "Was halten Sie von einer Vereinigung mit Deutschland?", fragte einer der beisitzenden Richter. "Schlecht wär's nicht", kam die Antwort. Im Übrigen habe er nur solche Sachen gesagt, wenn er betrunken war. "Sie waren praktisch immer betrunken", meinte die Richterin. Ein Urteil wurde wegen der vielen Zeugen erst für Mittwoch erwartet. (APA)