Kunst
Volksoper: Polemik zwischen Architekten- Kammer und Springer
"Bedenklicher Missbrauch" - "Kaum erträgliche Polemik"
Wien - Von einem "unsachlichen Eingriff in die
Auslobungsbedingungen" und einem "bedenklichen Missbrauch des
weitgehend geregelten Instruments Wettbewerb" sprach die Wiener
Architektenkammer am Dienstag in
einer Aussendung in Bezug auf den Beschluss der Bundestheater-Holding, jeweils
Teile der aus dem Architekturwettbewerb ffür die Volksoper ex aequo als Sieger
hervorgegangenen Projekte Wilhelm Holzbauers und der Berliner
Architektengruppe Zerr, Hapke und Niederländer zu verwirklichen.
Damit werde der Auslober "weder der Juryempfehlung noch geltenden
Wettbewerbs- und Vergaberegeln gerecht". Holding-Chef Georg Springer sprach in einer Reaktion von einer "kaum erträglichen
Polemik". Architektonischer Selbstbedienungsladen
Das Vorgehen der Holding, sowohl den
Fassadenentwurf Holzbauers als auch in weiterer Folge den von der
Berliner Gruppe konzipierten neuen Vorraum zur Erweiterung des Foyers
zu verwirklichen, entspringt für den Vorsitzenden der Architektenkammer, Michael Buchleitner, eher der "Wunschvorstellung des
Bauherrn, in einem architektonischen Selbstbedienungsladen eine
selbst inszenierte Vergabeoperette aufführen zu können, denn einer
für die Öffentlichkeit nachvollziehbaren Vergabeverhandlung".
Die Bewerber hätten "bei Verfahrensbeginn" über die "Absicht zur
Realisierung von Projektteilen" informiert werden müssen. In diesem
Zusammenhang sei jedoch das Bundesvergabegesetz "schlagend", das
besage, dass "ein Zuschlag in Teilen einer ausgeschriebenen
Gesamtleistung grundsätzlich unzulässig ist". Weiters sei "noch kein
korrekter Vergabevorgang zu erkennen". Es sei unklar, ob es
"überhaupt schon zu einer korrekten Vergabe der Architektenleistung,
also zu einem Abschluss der Verhandlung mit den beiden Bietern,
gekommen ist".
Ausführliches angekündigt
Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer meinte in einer Reaktion auf die Aussendung, dass die
Architektenkammer mit "kaum erträglicher
Polemik Stellung bezieht". Dies überdies, "ohne ganz offensichtlich
den Inhalt der Ausschreibung und damit die Grundlagen des
Wettbewerbsverfahrens sowie die einzelnen Stadien des
Vergabeverfahrens überhaupt zu kennen".
Dies sei von der Bundestheater-Holding "mit größter Verwunderung
und mit ebenso größtem Unverständnis" zur Kenntnis genommen worden.
Springer hielt fest, dass sich im Vorfeld der
Aussendung kein Vertreter der
Architektenkammer mit der Bundestheater-Holding als Auslober in
Verbindung gesetzt habe.
"Die Architektenkammer hat vielmehr in
völlig unqualifizierter und ungerechtfertigter Weise nicht
recherchierte, durch die Tatsachen jederzeit widerlegte und auch
widerlegbare Vorwürfe erhoben". Dies sei eine Vorgangsweise, die man
"allenfalls von Boulevardzeitungen, nicht aber von einer ernst zu
nehmenden Standesvertretung" erwarte.
Springer kündigte für Mittwoch eine ausführliche Stellungnahme der
Bundestheater-Holding zu jedem einzelnen der erhobenen Vorwürfe -
"und sei er auch noch so absurd" - an. Dies müsse "insgesamt zu einem
für den so wortgewaltig vertretenen Standpunkt der Architektenkammer
peinlichen Ergebnis führen". Es würde sich dann nämlich zeigen, dass
der Versuch einer "Operetteninszenierung" "allein von der Standesvertretung, nicht jedoch
vom auch auf diesem Gebiet professionellen Auslober unternommen"
worden sei. (APA)