Das "Kindergeld für alle" bringt Nachteile für einige. In Oberösterreich sollen betroffene Frauen finanzielle Unterstützung durch das Land erhalten. So wird es auch nach dem 1. Jänner 2001 einen Bonus für Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen geben. Linz/Wien - "Viele Frauen werden überrascht sein", glaubt Ursula Köllensperger, Leiterin des Vereins Aktion Tagesmütter Oberösterreich. Denn mit Einführung des "Kindergeldes für alle" mit 1. Jänner 2002 fallen auch bisherige Zuschüsse weg. So wird etwa der Mutter-Kind-Pass-Bonus österreichweit gestrichen. Noch erhält eine Mutter 2000 Schilling (145 Euro), wenn alle vorgeschriebenen Untersuchungen durchgeführt werden. Für die künftigen KindergeldbezieherInnen droht eine "Bestrafung", wenn die Arzttermine nicht eingehalten werden: Das Kindergeld wird halbiert. Nach dem 21. Lebensmonat des Kindes gibt es dann im Monat nur noch 3000 (218 Euro) und nicht mehr 6000 Schilling (Bezugsdauer des Kindergeldes maximal 36 Monate). Ein Bundesbeschluss, hinter dem die oberösterreichische Landesregierung offenbar nicht steht. Denn das Land führt 2002 eine Prämie von 5000 Schilling (363 Euro) ein. Gedacht als Anreiz, alle Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen sowie die kostenlosen Impfungen in Anspruch zu nehmen. AMS streicht Beihilfe Mit dem neuen Kindergeld falle bundesweit - vor allem für sozial Schwächere - aber noch ein weiterer finanzieller Anreiz weg, meint Köllensperger: die Kinderbetreuungsbeihilfe des Arbeitsmarktservice (AMS), gedacht als Wiedereinstiegshilfe nach der Babypause. Der Verein Aktion Tagesmütter, bei dem 250 ausgebildete Tagesmütter angestellt sind, betreut beispielsweise derzeit 600 Kinder in Oberösterreich. Ein Drittel der Eltern erhält Kinderbetreuungsbeihilfe. Je nach Familieneinkommen beträgt der Zuschuss zwischen 50 und 90 Prozent der Kosten für einen Platz bei einer Tagesmutter oder in einer Krabbelstube. Diese Unterstützung wird es künftig erst geben, wenn kein Kindergeld mehr bezogen wird. Das entschied das Bundes-AMS Dienstagnachmittag in Wien. Für die Finanzierung einer "Fremdbetreuung" in den ersten (maximal) drei Lebensjahren des Nachwuchses ist das Kindergeld gedacht. Der Umkehrschluss: Wer keine Betreuung brauche, erhalte die gesamten 6000 Schilling. Und dies, so fürchtet Köllensperger, könne dazu führen, dass Frauen wieder länger zu Hause bleiben. Es lohne sich nicht, früher an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Trotz des Kindergeldes für alle werden nächstes Jahr aber auch Mütter leer ausgehen. Jene nämlich, die ihre Kinder zwischen dem 1. Juli 2001 und dem 31. Dezember 2001 zur Welt gebracht haben oder bringen und kein Karenzgeld beziehen. Sie bekommen für die Restmonate der Kindergeldbezugsdauer keine finanzielle Unterstützung. Auch in diesem Fall springt das Land Oberösterreich ein. Für jene 4100 Betroffenen wird es einen Zuschuss geben, allerdings macht dieser nicht einmal ein Zehntel des Kindergeldes aus. Er beträgt monatlich 550 Schilling. Im Vergleich dazu: Die Sterilisation einer Katze wird vom Land mit 200 Schilling bezuschusst. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 22.11.2001)