Graz - Im Mai war die Welt noch in Ordnung. "Blendend gelaunt" trat sie ihren Dienst in der Kulturabteilung des Landes Steiermark an. Für die gute Stimmung hatte tags zuvor der Entscheid des Obersten Gerichtshofes (OGH) gesorgt, der der ehemaligen steirischen Kuturbotschafterin in New York, Annelie Hochkofler, zwei Millionen Schilling an (145.346 Euro) Gehaltsrückzahlungen zugesichert hatte. Hochkofler dürfte von dem Glücksfall dermaßen mitgenommen worden sein, dass sie nach einer kurzen Besichtigung ihres neuen Büros umgehend um Urlaub ansuchte. Für 5. Juni wurde der definitive Dienstantritt fixiert. Langsam beginnt man sich in der Kulturabteilung jetzt aber Sorgen zu machen. Ihr Büro steht nach wie vor leer. Eine STANDARD-Nachfrage gestern, Mittwoch, den 21. November - ein halbes Jahr später -, bei Kulturabteilungschef Manfred Glawogger: "Nein, sie ist noch immer nicht da." Sie habe sich nach ihrem Urlaub im Juni krankgemeldet und sei dieser Tage wieder auf Urlaub gegangen. Möglicher Dienstantritt: Februar. Genaueres wisse er nicht. Zweite Nachfrage bei Hochkoflers Anwalt, Reinhard Tögl: "Sie war schwer krank und ist jetzt auf Urlaub zur Erholung." Das Land habe aber dieser Tage noch die Zinsen gezahlt, pekuniär sei alles in Ordnung. Steiermarks wohl schillerndste Vertragsbedienstete, Annelie Hochkofler, beschäftigt seit Jahren Behörden, Gerichte und die Öffentlichkeit. Noch unter dem seinerzeitigen Landeskaiser Josef Krainer wurde sie als "Kulturbotschafterin" nach New York geschickt, wo sie Ausstellungen mit den Schätzen des Grazer Rüstungsmuseums "Zeughaus" organisierte. Der Rechnungshof mokierte sich Jahre später über Hochkoflers Spesenleben. Ein Politstreit entbrannte, Hochkofler wurde gekündigt. Sie prozessierte und gewann. Das Land musste sie wieder einstellen und alle einbehaltenen Gelder zurückzahlen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 11. 2001)