Geschlechterpolitik
"Ich bin traurig, dass sie so viel Gehör finden"
Afghanischer Geschäftsträger in Wien kritisiert RAWA
Wien - In afghanischen Kreisen genießt die
Frauen-Organisation RAWA, die unter dem Taliban-Regime im Untergrund
aktiv war und derzeit in Westeuropa als Kämpferin für die
Frauenrechte in den Medien omnipräsent ist und auch mit Preisen
bedacht wird, keineswegs ungeteilte Zustimmung. Der afghanische
Geschäftsträger in Wien, Farid A. Amin, hat
ausdrücklich betont, die "Revolutionäre Vereinigung der Frauen
Afghanistans" widerspiegle weder die Werte der afghanischen
Gesellschaft noch sei sie repräsentativ für die Frauen seines Landes.
"Sie sind eine maoistische Gruppe, die an keine Religion glaubt",
erklärte der Diplomat, Repräsentant der anerkannten Regierung von
Präsident Burhanuddin Rabbani, im Gespräch. Es müsse
verstanden werden, "dass wir nicht in Frankreich oder Deutschland
sind, sondern in Afghanistan". Zum Medienecho der RAWA-Frauen sagte
Amin: "Ich bin traurig, dass sie so viel Gehör finden." Im Ausland
sollte man in Frauenfragen nicht nur den RAWA-Vertreterinnnen
zuhören. "Sie tun so, als ob sie die einzigen (Frauen) wären, die
früher gearbeitet haben."
Der Geschäftsträger meinte, die RAWA-Vertreterinnnen wüssten
genau, dass in Zeiten vor der Herrschaft der Taliban Frauen in
Afghanistan gut repräsentiert waren. Bei staatlichen Behörden und im
Gesundheitswesen hätten 60 Prozent gearbeitet, Lehrer waren zu 70
Prozent weiblich, und die Hälfte der Schüler waren Mädchen gewesen.
Rund 600 Frauen hätten auf dem Mediensektor gearbeitet. Amin: "Diese
Zahlen werden von RAWA nie erwähnt." Mit dem Einmarsch der
Nordallianz in Kabul habe sich die Lage für die durch die Taliban vom
öffentlichen Leben ausgeschlossenen Frauen geändert. "Sie sind wieder
zurück - im Fernsehen, in den Schulen, in den Spitälern."
(APA)