Inland
Ferndiagnose
Leserin Elisabeth aus Graz fliegt bald nach Gran Canaria. (Wird einem da nicht gleich wärmer?) Ronny kommt freiwillig mit. Als
Yorkshire-Terrier-Mischling hat man nämlich keine Flugangst. Tierpass und Tollwutimpfung sind vorhanden. Jetzt fehlt nur noch das
amtstierärztliche Zeugnis.
Elisabeth wird von der spanischen Botschaft auf das Veterinäramt verwiesen. Sie ruft an, um sich einen Untersuchungstermin für
Ronny geben zu lassen. - Klappt auf Anhieb. "Danke, wir kommen", sagt sie. "Wir" sei gar nicht notwendig, erfährt sie von der
Sekretärin. "Den Hund können S' ruhig daheim lassen."
Bei der tierärztlichen Untersuchung fehlt dann nicht nur jener, der untersucht werden sollte (Ronny), sondern, der Vollständigkeit
halber, auch sein Untersucher. Sonst sind aber alle da, und das gehört gewürdigt. So kriegt Elisabeth für christliche 135 Schilling
Verwaltungsabgabe ein tadellos ausgefülltes Formular in die Hand gedrückt. Herzstück des Textes: "Das oben erwähnte Tier ist
am heutigen Tag untersucht worden und weist keinerlei Krankheitssymptome auf." - Österreichs Tiermedizin stünde weltweit noch
weiter oben, verfügten alle unsere Ärzte bei Ferndiagnosen über diesen gigantischen Weitblick. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 26.11.2001)