Wien - Robert Böck ist gelassen. Und das nicht nur, weil es einer Kellnerinstitution in einer Kaffeehausinstitution nicht zusteht, Nerven zu zeigen: Der "Herr Robert" aus dem Wiener Café Landtmann sieht dem Euro gelassen entgegen. Nicht nur, weil er und seine Kollegen "von einem Herrn von der Bank" eine eigene Schulung in Sachen Euro erhalten haben. Nicht nur, weil in jedem Landtmann-Kellnerbörsel ein Taschenrechner zu finden ist. Sondern auch, weil Böck nicht glaubt, dass die Währungsumstellung die Trinkgeldgewohnheiten seiner Gäste - aber auch die in anderen Lokalen - gravierend beeinflussen wird: Wer viel gibt, wird weiter großzügig sein, wer bisher wenig gab, wird weiter knausern - und null "Maut" bleibt ohnehin gleich. "Wie es am Anfang sein wird, kann jetzt noch keiner sagen. Die älteren Herrschaften werden vielleicht länger für die Umstellung brauchen als die jüngeren - aber spätestens März, April wird sich das eingependelt haben." Böcks Gelassenheit wird auch von anderen Vertretern der Gastronomie geteilt. Welchen Anteil das Trinkgeld am Gesamteinkommen des Personals habe, "wird niemand genau zugeben", ist Josef Bitzinger, Betreiber des Wiener Augustinerkellers und Sektionsobmann der Tourismus-und Freizeitwirtschaft in der Wiener Wirtschaftskammer, sicher. Da die freiwilligen Rundungsgewinne aber ein wesentlicher und unverzichtbarer Gehaltsbestandteil der Mitarbeiter in der Branche sind, glaubt Bitzinger mit seiner "Hypothese, dass es keine dramatischen Änderungen geben wird", nicht allein zu stehen: Man hätte darüber in Betrieben und Kammer sonst intensiver diskutiert. Auch AK-Konsumentenpolitikerin Manuela Delapina und Hotel- und Gastronomiegewerkschaftschef Rudolf Kaske sehen das ähnlich. Delapina erwartet eine Normalisierung nach einer "drei- bis vierwöchigen Gewöhnungsperiode" und Kaske ist sicher, dass "spätestens in einem halben Jahr der Groschen gefallen sein wird". (rott)