Wien - Das Kinderbetreuungsgeld in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes ist für das Institut für Familienforschung der richtige erste Schritt für eine neue Familienpolitik. Als zweiten Schritt stellt sich Helmuth Schattovits, der scheidende Chef des Instituts, Gutscheine für externe Halbtags-Betreuung von Kindern bis zum sechsten Lebensjahr, also bis zum Eintritt in die Volksschule, vor. Dem Ruf nach mehr finanziellen Leistungen für Kinderlose erteilt er eine klare Absage: "Alle sollten ein bisschen mehr zahlen, die Leistungen kämen dann ohnehin nur jenen zu Gute, die Kinder haben". Montag Nachmittag befasst sich ein Symposium im Parlament mit dem Thema "Kinderbetreuungsgeld - gibt es eine Familienpolitik danach?", an dem u.a. VertreterInnen der ÖVP sowie FamilienexpertInnen aus dem In- und Ausland teilnehmen. Im Gespräch appellierte Schattovits an die Regierung, dafür zu sorgen, dass der FLAF künftig Direktleistungen für Eltern finanziert und "nicht als Subventionsgeber für Sozialversicherung und Länder benützt wird". War der Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) in früheren Jahren auf Kosten des Unterhalts konzentriert, sollte er jetzt mehr den Mitteln für Kinderbetreuung dienen. Klima in Veränderung Tendenziell sieht Schattovits ein besseres politisches und gesellschaftliches Klima für Familien als noch vor etwa 30, 40 Jahren. "Immer mehr Menschen wird bewusst, dass es ohne Familien nicht geht", ist er überzeugt. So notwendig die Hinwendung zum Individuum in den vergangenen Jahrzehnten gewesen sei, so positiv das Thema Selbstverwirklichung die Gesellschaft geprägt habe, werde nun immer öfter der Wunsch nach einem Kind, nach Familie artikuliert. "Um diesen Wünschen Rechnung tragen zu können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen, auch die finanziellen", sagte Schattovits. Es gebe zwar immer größeres Bewusstsein für Familien, aber nach wie vor stelle der Wunsch nach mehreren Kindern die Familien vor finanzielle Probleme. "Eltern dürfen nicht Bittsteller sein, wenn es um Kinderbetreuung geht", mit einem entsprechenden Gutschein würden sie über Kaufkraft verfügen, meint der Familienforscher. Kritik von SPÖ "Gutscheine alleine können keine Kinder betreuen". Mit dieser Aussage reagierte SPÖ-Bundesfrauensekretärin Bettina Stadlbauer auf die Vorstellungen Helmuth Schattovits. "Damit soll den Frauen, die dringend einen Betreuungsplatz suchen, nur Sand in die Augen gestreut werden. Österreichweit fehlen 100.000 Kinderbetreuungsplätze. Der Ausbau sollte Priorität haben! Mit geförderten Gutscheinen und dem Hinweis auf den freien Markt alleine wird kein Kind einen Betreuungsplatz bekommen", stellte Stadlbauer in einer Aussendung Montag Nachmittag fest. (APA)