Wien - "Das ist die Perfektion der planerischen Beliebigkeit", ärgert sich der VP-Gemeinderat Alexander Neuhuber. Vom "mit Spannung erwarteten" Entwurf für ein neues Wiener Hochhauskonzept sei er jedenfalls "herb enttäuscht" worden.

Zum Einen, weil er auch als Profi aus der Immobilien-Branche kommend nicht wirklich durchzublicken vermag: "Da gibt es die Ausschluss-Zonen, in denen keine Hochhäuser gebaut werden dürfen - und da ist fast die ganze Wienkarte eingefärbt. Und auf der anderen Seite werden Eignungszonen ausgewiesen, wo Hochhäuser möglich sein sollen - und das sind dann nahezu 100 Standorte, einige davon sogar in absoluter Zentrumsnähe", grübelt Neuhuber.

Zweiter Kritikpunkt der ÖVP: Teile der Zehn Punkte-Checkliste zur Beurteilung von Hochhausprojekten. Die geforderte Darstellung des "sozialen und öffentlichen Nutzens" etwa sei ein "absolutes Killer-Argument. Wenn man will, kann man damit alles umbringen". Auch biete das Konzept keinerlei Sicherheit gegen eine "Zahnstocher-Entwicklung", dass also einzelne Hochhäuser verloren in der Gegend herum stehen. "Die nächsten Zahnstocher wurden schon in der Vorwoche im Gemeinderat gewidmet: Im Zuge der geplanten U1-Verlängerung an der Station Aderklaaer Straße. Zwei Hochhäuser mit 80 und 100 Metern - und eine Einkaufszentrumswidmung für fast 40.000 m² Nutzfläche."

Definierte Turmräume

Neuhuber fordert nun "genau definierte Turmräume - sonst könnte man ja von der Geschäftsgruppe für zufällige Verbauung sprechen". Mögliche Hochhaus-Standorte seien etwa Lassalle-Straße/Nordbahnhof, der Donauraum, der Wienerberg "mit einer ordentlichen Verkehrserschließung, das Entwicklungsgebiet Aspang-Gründe oder das Westbahnhofgelände.

"Die ÖVP dürfte große Teile des Entwurfs noch immer nicht genau gelesen oder verstanden haben", wies Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SP) die Kritik zurück. "Die Checkliste umfasst genau jene Inhalte eines städtebaulichen Leitbildes, welches für ein konkretes Projekt erstellt werden soll, wenn es durch die Parameter ,Infrastrukturelle Eignung - ÖV-Anschluss' sowie ,keine Ausschlusszone' grundsätzlich als diskussionswürdiger Standort anerkannt wird." (frei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27. November 2001)