Wien - Am Dienstag überreicht der Stellvertretende Generaldirektor der UNESCO, Abdul Waheed Khan, im Wiener Rathaus die offiziellen Urkunden, mit denen die Papyrus-Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek und die Schubert-Sammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek zum "Memory of the World" erklärt werden. Hans Marte, der Präsident der Österreichischen UNESCO-Kommission, betonte bei einem Pressegespräch die Bedeutung dieser Auszeichnungen für das "immaterielle Kulturerbe": "Niemand wird sich künftig erlauben können, solche Sammlungen verludern zu lassen." Dietrich Schüller, der Vorsitzende des technischen Subkomitees für "Memory of the World", verwies auf die Signalwirkung: "Diese Auszeichnungen dienen lediglich dazu, Aufmerksamkeit zu wecken". Es gehe um Bewahrung und Sicherung wertvoller Dokumente: "Gerade das digitale Zeitalter birgt unglaubliche Gefahr, dass wir einen unglaublichen Gedächtnisverlust erleiden!" Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) freute sich über diese "ganz besondere Auszeichnung", die auch im Kontext mit der Heimholung des Schönberg- Nachlasses, dem eben erst fixierten Rückkauf des restitutierten Strauß-Nachlasses sowie laufenden Gesprächen mit der Witwe von Ernst Krenek zu sehen sei. Die Papyrus-Sammlung der Nationalbibliothek ist mit 180.000 Objekten aus den Jahren 1500 vor bis 1500 nach Christus die größte der Welt. Die Sammlung geht auf Erzherzog Rainer zurück, der große Papyrusbestände aufkaufte, die 1878 in einer ägyptischen Oase gefunden worden waren. Die Archive des antiken Krokodilopolis hatten sich im trockenen Klima Ägyptens erhalten. 1899 schenkte Rainer seine Kollektion Kaiser Franz Joseph zum Geburtstag. Die wertvollen Bestände, die Aufschluss über das damalige Alltagsleben geben ("Es gibt keine antike Quelle, die so über das normale Leben berichtet wie unsere Papyri", so Sammlungs-Leiter Hermann Harrauer), sind erst zu einem Bruchteil aufgearbeitet. (APA)