Netzpolitik
Kritik an geplanter Milliardenspende von Microsoft an Schulen
Ausbau der Vormachtstellung befürchtet
Die geplante Milliardenspende von
Microsoft
für amerikanische Schulen zur Beilegung von mehr als 100
Sammelklagen ist von der Konkurrenz scharf kritisiert worden. Die
Spende könnte die Produkte anderer Unternehmen aus den Schulen
drängen, beklagten am Dienstag verschiedene Software-Hersteller sowie
die Computer and Communications Industry Association.
Vergleichsvorschlag
Nach einem Vergleichsvorschlag soll der weltgrößte Softwarekonzern
in den kommenden fünf Jahren mehr als 14.000 der ärmsten Schulen in
den USA mit Computern und Software ausstatten. Im Gegenzug würden
mehr als 100 Sammelklagen von Privatleuten zurückgenommen. Die Kläger
hatten Microsoft vorgeworfen, die marktbeherrschende Stellung für
überhöhte Preise ausgenutzt zu haben. Die Übereinkunft, die am
Dienstag von einem Gericht in Baltimore beraten werden soll, würde
Microsoft nach Schätzungen rund 1,1 Milliarden Dollar (1,247 Milliarden Euro/17,2
Milliarden Schilling) kosten.
Ausbau der Vormachtstellung befürchtet
Eine Lösung, die das Verschenken von Microsoft-Programmen
beinhalte, weite die Vormachtstellung des Softwaregiganten nur auf
Kosten der Wettbewerber aus, sagte Bruce Hammond, Chef von Gobe.com,
dem Onlinedienst SiliconValley.com. Das Unternehmen Gobe.com
produziert Schulsoftware, darunter auch eine speziell für Kinder
angepasste Textverarbeitung, die nun durch Microsoft Word verdrängt
werden könnte.
Konkurenz
Ed Black, Präsident der von Microsoft-Konkurrenten unterstützten
Vereinigung Communications Industry Association wandte sich in einem
Brief an Richter J. Frederick Motz ebenfalls gegen den Vergleich,
berichtete die Online-Ausgabe des "Wall Street Journal". Die
angestrebte Einigung verhindere keinesfalls künftige Verstöße von
Microsoft gegen das Wettbewerbsrecht und werde dem betroffenen
Technologie-Märkten großen Schaden zufügen.
Apple als Verlierer
Nach Ansicht von Marktbeobachtern könnte einer der Verlierer des
ins Auge gefassten Microsoft-Vergleichs Apple Computer sein. Der
kalifornische PC-Hersteller, der Rechner mit dem hauseigenen
Betriebssystem Macintosh OS ausliefert, ist neben dem texanischen
Hersteller Dell der führende Ausstatter für Schul-Computer. Ein
massive Microsoft-Spende werde den Anteil der Windows-Rechner an den
US-Schulen in die Höhe treiben und andere Plattformen möglicherweise
verdrängen.
(APA)