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Foto: dpa/Soeren Stache
Anläßlich der Internationalen Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" hatten die Katholische Frauenbewegung Österreichs und die Arbeitsgemeinschaft katholischer Soldaten erstmals zu einer gemeinsamen Veranstaltung über sexuelle Gewalt an Frauen in Kriegen ins Heeresgeschichtliche Museum gebeten. Eine Führung durch die Sammlung verdeutlichte, dass dieses Thema im Museum nicht aufgegriffen wird. Direktor Manfried Rauchensteiner begründete dies, dass frau/man "die Frau als Beutegut der Sieger" nicht leicht darstellen könne, zumal die Ausstellungsgestalter wert auf Originalbilder legen. Bessere Ausbildung für Soldaten Sexuelle Gewalt gegen Frauen im Krieg darf nicht länger als Kavaliersdelikt betrachtet und tabuisiert werden. Dazu bekannte sich der Kommandant der österreichischen Landesverteidigungsakademie, General Ernest König am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Beutegut Frau" in Wien. Die alte Tradition, nach einem Sieg die Frauen der Besiegten zu vergewaltigen, kann nicht allein durch internationales Recht gebrochen werden. Vielmehr müsse in der Ausbildung das ethische Verständnis des Soldaten vertieft, sein Gewissen gebildet und seine Zivilcourage gefördert werden, meinte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten Österreichs. Dies sei jedoch nicht leicht zu verwirklichen, da nur in Österreich und Deutschland aufgrund der Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg Befehlsverweigerung aus moralischen Gründen diskutiert werde. In vielen Staaten werden Soldaten zur bedingungslosen Befehlsausübung erzogen. Langsame Rechtssprechung General König ist allerdings davon überzeugt, dass heute Vergewaltigungen in erster Linie aufgrund von nicht funktionierenden Kommandostrukturen von Soldaten aus nicht demokratischen Ländern und von marodierenden Räuberbanden praktiziert werden. Dieser These widersprach Elenor Richter-Lyonette, Expertin für die gerichtliche Verfolgung von Kriegsverbrechen an Frauen und Präsidentin des Schweizer Frauenrechtsnetzwerkes Coordination of Women’s Advocacy (CWA). Bei ihren Recherchen über Vergewaltigung im Jugoslawienkrieg wurde deutlich, dass auch Angehörige der jugoslawischen Volksarmee Frauen vergewaltigten. Sie klagte über die langsame Rechtssprechung. Zwischen der Tat und einem möglichen Kriegsverbrecherprozess liegen oft Jahre. Kontakte zu Antigewaltprojekten suchen Richter-Lyonette plädierte für eine breite Auseinandersetzung und Sensibilisierung der Soldaten mit dem Thema Verbrechen an Frauen im Krieg. Sie regte eine Verbindung der Militärs zu Frauenhäusern und Antigewaltprojekten an, um von einander zu lernen. Marion Feik von der Caritas der Erzdiözese Wien, die jahrelang Hilfsprojekte für weibliche Kriegsopfer im ehemaligen Jugoslawien organisierte, beklagte das Schweigen betroffener Frauen und einen oft voyeuristischen Zugang zu dieser Problematik. Entschuldigung bei österreichischen Vergewaltigungsopfern Bei der Diskussion wurde immer wieder auf das Schicksal zahlreicher österreichischer Frauen im Zweiten Weltkrieg hingewiesen, die oft ihre Vergewaltigung aus Scham bis heute verschwiegen haben. Die Chefredakteurin der Zeitschrift "Welt der Frau", Christine Haiden trat deshalb für eine öffentliche Entschuldigung der damaligen kriegsführenden Staaten für die Vergewaltigung von Frauen ein. (red)