Bregenz - Jede fünfte Frau erleidet Gewalt durch den Partner. "Aktiv gegen Männergewalt" wurde die Stadt München. Eine Folgerung aus der dreijährigen Kampagne: Prävention muss bei den Kindern ansetzen. Gewalt an Frauen und Kindern gehört zum Alltag und ist dennoch ein Tabuthema. "Bei der Mehrheit herrscht immer noch die Meinung vor, Männergewalt sei Privatsache", erklärt die Soziologin Anita Heiliger das Schweigen. In der bayrischen Hauptstadt wurde das Leid der Opfer öffentlich gemacht. Am vergangenen Mittwoch, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, berichtete die feministische Forscherin in Bregenz über die Münchner Erfahrungen. In der "Kampagne gegen Männergewalt an Frauen, Mädchen und Jungen" arbeiteten fast 300 Institutionen und Gruppierungen, darunter 59 städtische Dienststellen und 30 kirchliche Organisationen zusammen. Eines der Ziele war die Entwicklung von Handlungsansätzen im Bereich Prävention. Wut Raum geben Die Grundlage dafür lieferte eine Befragung von 400 Jugendlichen an einer Realschule. Die wichtigsten Ergebnisse: Zwei Drittel der Mädchen wurden bereits mit verbaler Gewalt und Diskriminierung konfrontiert; auf die Frage, was sie dabei empfanden, antwortete die Hälfte mit "Wut" oder "Hass". Anita Heiliger: "Dieser berechtigten Wut wird aber nicht Raum gegeben." Die Burschen plagen die Mädchen vor allem "aus Spaß". Über die Hälfte der befragten Jungen hat sich noch nie selbstkritisch mit ihrem Verhalten gegenüber Mädchen auseinander gesetzt. Die Mehrzahl glaubt immer noch, dass Mädchen "selbst schuld sind, wenn sie angemacht werden". "Überraschend" für Anita Heiliger war die Antwort der Jungen auf die Frage, wie denn Gewalt an Frauen und Mädchen verschwinden könne. 59 Prozent forderten: "Den Jungen müssen Grenzen gesetzt werden." Anita Heiliger schließt daraus: "Die Erwachsenen müssen sich einmischen." Umsetzungsprogramme könnten an den Schulen sofort stattfinden, "die Sensibilisierung wäre vorhanden". Leider hapere es aber noch an der Bereitschaft der Lehrerinnen und Lehrer. (jub)