Wien - Zwei der drei medizinischen Fakultäten Österreichs, die Wiener und die Grazer, fordern eigene Medizin-Universitäten. Raus aus dem Universitätsverband, in dem sie bis jetzt integriert waren, und hinein in autonome Hochschulen für Mediziner. So spricht sich die Medizinische Fakultät der Uni Wien in ihrer Stellungnahme zum Diskussionsvorschlag des Bildungsministeriums zur Uni- Reform für eigenständige Medizin-Universitäten aus, "die neben der Humanmedizin und der Zahnmedizin sämtliche in Heilberufe resultierende Studien anbieten kann". Dieser "große Schritt" sei sinnvoll, ansonsten wären zu viele Sonderbestimmungen für die Mediziner notwendig. Uni-Ärzte demonstrieren Der Ministeriumsentwurf - am Mittwoch demonstrieren die Uni-Ärzte in Wien, Graz und Innsbruck dagegen - sieht vor, dass bisherige Fakultätsangelegenheiten wie Berufungen, Habilitationen oder die Erstellung von Studienplänen zentrale Angelegen- heiten der Unis werden. Da diese Kompetenzen nicht nur den ursächlichen Wirkungsbereich medizinischer Fakultäten, sondern vor allem ihre Budgethoheit betreffen, wehren sich die Mediziner. Das Kollegium der Grazer Mediziner-Fakultät wird am Mittwoch eine eigene Medizin-Uni fordern, kündigt der Vorsitzende der Fakultätskommission, Rudolf Bratschko, im standard-Gespräch an. 105 Kollegiumsmitglieder sind für eine eigene Medizin- Uni, nur fünf dagegen. Die gleiche Abstimmung ergab im April - noch vor Vorliegen des Ministeriumsentwurfs - das Gegenteil: eine Mehrheit gegen eigene Medizin-Unis. Da die medizinische Fakultät rund 40 Prozent des Gesamtbudgets der Uni bindet, fürchten die Mediziner künftige Verteilungskämpfe. Verblüffte Innsbrucker Ganz anders sieht man den Wunsch nach einer Medizin- Uni in Innsbruck. Medizin- Dekan Hans Grunicke: "Ich höre das mit großer Verblüffung." Für die Innsbrucker Fakultät sei "nur der Verbleib der Medizin im Verbund der Uni akzeptabel. Dazu müssen aber auf allen Ebenen Sonderregelungen für die Medizin eingebaut werden." Denn es sei unbestritten, dass der derzeitige Reformentwurf zur Uni-Autonomie für die Medizin "nicht anwendbar ist". Er fordert Personal- und Bugdetautonomie und Betriebsvereinbarungen mit dem Land als Spitalsbetreiber. Grunicke untermauert die Innsbrucker Position mit einer Expertise zur Hochschulmedizin, in der Bernhard Fleckenstein von der deutschen Uni Erlangen- Nürnberg vor einer "kompletten Verselbstständigung" der Hochschulmedizin "durch Herauslösen aus den Universitäten dringend warnt".