Wien - Josef Kandlhofer (54) wird aller Voraussicht nach Sprecher der Geschäftsführung im Hauptverband der Sozialversicherungsträger. ÖVP und FPÖ nützten bei der Verwaltungsrat-Sitzung Freitag Nachmittag ihre 9:5 Mehrheit gegenüber den Sozialdemokraten und deren Favoriten Josef Probst und brachten so ihren Kandidaten durch. Offiziell ernannt wird Kandlhofer erst am 21. Dezember, bis dahin sollen die Verhandlungen mit ihm abgeschlossen sein. Damit werden alle Führungspositionen im Hauptverband künftig von Repräsentanten der Volkspartei besetzt sein.Überraschende Ersatz- Kandidaten Kam die Kür von Bauernversicherungs-Generaldirektor Kandlhofer alles andere als unerwartet, brachte die Sitzung dann aber doch einige Überraschungen. Denn ÖVP und FPÖ präsentierten auch eine Ersatzliste mit vier Personen, die im (theoretischen) Fall eines Scheiterns der Gespräche mit Kandlhofer zu Verhandlungen geladen werden sollen - und darauf fanden sich weder Beate Hartinger (F) noch Josef Probst (S), die als Favoriten für einen Platz in der Geschäftsführung gehandelt wurden und sich auch beim Hearing gut geschlagen haben sollen. Aus dem Rennen sind sie damit allerdings noch lange nicht. Das Hauptverbands-Präsidium mit Herwig Frad (V) und Martin Gleitsmann (V) betonte, dass auch jene sechs Kandidaten zum Zug kommen könnten, die auf der am Freitag präsentierten Sprecher-Liste nicht vertreten sind. So wird vermutet, dass zumindest Probst letztlich doch im künftigen Top-Gremium des Hauptverbands aufscheinen könnte. Beobachter interpretieren die Liste als Schuss vor den Bug gegenüber den Sozialdemokraten. Entscheidung fällt voraussichtlich am Freitag Die Entscheidung fällt wohl frühestens am kommenden Freitag, an dem wieder der Verwaltungsrat tagt. Dabei sollen die weiteren Geschäftsführer designiert werden. Bis dahin müsste wohl auch feststehen, ob nun drei, vier oder fünf Personen im operativen Hauptverbands-Gremium vertreten sind. Jedenfalls sind durch die Liste wieder neue Namen im Spiel. Auf Platz zwei hinter Kandlhofer gereiht wurde der VP-nahe Unternehmensberater Erich Laminger, dahinter folgen Erich Nischelbitzer (Generaldirektor-Stellvertreter der Kärntner Gebietskrankenkasse), Roswitha Pettliczek-Koller (Direktorin der Hauptverbands-Akademie, V) und der bisherige Geschäftsführer Norbert Vanas (V). SPÖ verärgert Bei den Sozialdemokraten schäumte man am Freitag über die Vorgangsweise der Koalitionsvertreter. Ihr Fraktionssprecher Bernhard Achitz empörte sich, dass über die Ergebnisse des Hearings nicht einmal diskutiert worden sei. Die ÖVP habe einfach die Namensliste vorgelegt und ohne große Worte darüber abstimmen lassen. Ganz anders Gleitsmann, der von einem "regulären und fairen Verfahren" sprach. Mit "dem exzellenten Kandidaten" Kandlhofer werde ein "Signal für einen Neuanfang" gesetzt. Frad lobte "fachliches Wissen", "starke Persönlichkeit" und Eignung als Führungskraft bei den ausgewählten Kandidaten. Spitzenposten im Hauptverband von Volkspartei eingenommen Klar ist nun jedenfalls, dass künftig alle drei Spitzenposten im Hauptverband von Repräsentanten der Volkspartei eingenommen werden: Im Präsidium Beamten-Vertreter Frad und Arbeitgeber-Vertreter Gleitsmann, in der mächtigen Geschäftsführung der Bauern-Versicherer Kandlhofer. Der quasi designierte Geschäftsführer wollte sich am Freitag gegenüber der APA noch nicht zu seiner möglichen Sprecher-Rolle äußern und verwies auf die anstehenden Gespräche. Kandlhofer soll dabei ja auch ein Wort bezüglich der weiteren Geschäftsführer mitreden. Aus dem Rennen sein dürfte jedenfalls der zuletzt häufig genannte SP-nahe Siemens-EDV-Experte Gert Denk. Laminger und Pettliczek-Koller könnten gewisse Chancen haben, wenn das Gremium doch vier Personen umfasst. Trotz ihrer Nicht-Berücksichtigung weiter als aussichtsreich gelten Interims-Geschäftsführer Probst und Hartinger.(APA)