Hamburg - Befragt aanlässlich des Endes der ZDF-Sendung "DasLiterarische Quartett" haben Schriftsteller mit Marcel Reich-Ranicki als Moderator abgerechnet.Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zollte dagegen wie schon zuvor die Verlegerbranche Anerkennung. Die letzte Sendung wird am Freitag, den 14. Dezember, ausSchloss Bellevue, dem Amtssitz des deutschen BundespräsidentenJohannes Rau, live übertragen. ORF2 strahlt die Sendung am 16.12. um23.15 Uhr aus. Nobelpreisträger Günter Grass, dessen Roman "Ein weites Feld"Reich-Ranicki verrissen hatte: "Ich guck mir das schon ewig nichtmehr an. Ich habe den Sinn dieser Sache nicht gesehen. Literaturverlangt nach Differenzierung. Was ich erlebt und gesehen habe, wareine Trivialisierung des Ganzen." Die österreichische Autorin Elfriede Jelinek: "Ich habe mir dieseSendung nie angeschaut, weil ich es nicht ertrage, wenn Menschenfertig gemacht werden." Der Berliner Autor Stefan Heym: "Ich sehe das Ende der Sendungsehr kühl und distanziert, weil die Sendung mir im Großen und Ganzennicht gefallen hat. Mir gefiel der Ton nicht und es waren auch einigeLeute dabei, die ein Wesen haben, das mir unangenehm ist. Deutschlandwird auch ohne diese Sendung eine Literatur haben, und ich werde michbemühen, in der Zeit, die mir noch bleibt, dazu beizutragen." Der Münchner Musikkritiker Joachim Kaiser, dessen Monografie"Leben mit Wagner" 1990 im "Literarischen Quartett" besprochen wordenwar: "Sicherlich: Das 'Literarische Quartett' litt daran, dass MarcelReich-Ranicki seinen Kombattanten überlegen war. Er war keinMitdiskutant, sondern der 'Chef'. Nur, ich habe es selbst erlebt, beiden Diskussionen ging es vehement um Bücher! Man musste sehr gutvorbereitet sein, die Texte standen im Mittelpunkt - und dass sie mitLeidenschaft besprochen wurden, war doch kein Nachteil. Ich kannverstehen, dass Reich-Ranicki die Sendung nicht mehr machen will. Esist schließlich nicht immer unterhaltsam, alle zwei Monate fünf dickeBücher zu lesen. So viel gute Bücher gibt es nämlich nicht." Die österreichische Schriftstellerin Margit Schreiner, deren Roman"Haus, Frauen, Sex" im letzten "Literarischen Quartett" besprochenwird, will sich die Sendung alleine zu Hause ansehen: "Ich freuemich, dass mein Buch besprochen wird. Die Schärfe des "Quartetts"schreckt mich nicht. Jede Rezension kann ein Verriss sein oder einLob, das habe ich nicht in der Hand, und das ist gut so. Meine eigeneErfahrung mit dem "Quartett" ist ambivalent. Anfangs habe ich es miteiner Art masochistischem Vergnügen gesehen und habe mich oftfurchtbar geärgert. In den letzten Jahren hat es für mich etwas denReiz verloren. Man kannte jede Reaktion, jede Geste. Mit dem erstenSatz wusste man, wohin das laufen würde, kannte die Argumentation. Esist zum richtigen Zeitpunkt zu Ende." Dieter Schormann, Vorsteher des Börsenvereins des DeutschenBuchhandels: "Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels bedauertdiese Entscheidung außerordentlich. Das "Literarische Quartett" hatgezeigt, dass Literatur in Deutschland auch im Fernsehen erfolgreichpräsentiert werden kann. Den Mitgliedern des Quartetts ist das mitihrer Art, die Literatur unterhaltsam zu verpacken, gelungen. Es wäreschade, wenn Literatur im öffentlich-rechtlichen Fernsehen künftignur noch in Spartenprogrammen wie Arte oder 3sat vorkäme." (APA/dpa)