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Mit Jänner 2002 beginnt die Amtszeit von Alexander Horwath als Direktor desÖsterreichischen Filmmuseums. ImGespräch mit dem STANDARD erläutert ersein erstes Programm und künftige Pläne.
Von Isabella Reicher
Wien - Mit seinem ersten Monatsprogramm knüpft derneue Direktor einerseits an dieTraditionen des Hauses an,zum anderen setzt er erste,neue Akzente: Die Werkschauzu Erich von Stroheim verweist auf die (Programm-) Geschichte des Filmmuseumsund auf die hauseigeneSammlung, aus der ein Teilder gezeigten Kopien stammt.
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Wiener Passionen, gesehen von Erich von Stroheim
"The Merry Widow", 12. 1. + 27. 1., jeweils 18.30
Parallel zum Werk des gebürtigen Wieners Stroheim wird das Publikum allerdings mit jenem eines zeitgenössischen österreichischen Regisseurs konfrontiert: Rund umden Kinostart von Hundstage am 18. Januar zeigt Alexander Horwath, Publizist, Kuratorund Ex-Viennale-Direktor, eine Retrospektive der Filme Ulrich Seidls. Das Doppel ist nicht zuletztexemplarisch für die Rolle eines Filmmuseums als Vermittler der "abenteuerlichen, spannenden Verhältnissezwischen Filmgeschichte und Gegenwart" - für Horwath eine zentrale Aufgabenstellung.Im konkreten Fall bestehen jene unter anderem darin,dass die Arbeitsweisen und auch die Rezeption der beidenRegisseure einander ähneln: "Ich habe etwa in Texten André Bazins zu Stroheims Filmen Passagen gefunden, die man so heute über SeidlsFilme lesen könnte: die Diskussion eines unsentimentalen Blicks auf die Wirklichkeit, die Langwierigkeit undIntensität der Vorarbeit, desDrehens, das Arbeiten an Details. Auch die Frage der Gnadenlosigkeit, die angeblichbeiden Regisseuren und ihremBlick eignet - das ist so einePalette von Zusammenhängen, die mir wichtig war."
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Wiener Passionen, gesehen von Ulrich Seidl
"Tierische Liebe", 13. 1. + 30. 1., jeweils 20.30
Einen harten Bruch soll es nicht geben - der neue Direktor sieht sich darin seinen eigenen prägenden Erfahrungen in der "Schule des Sehens"und auch den 13.000 Mitgliedern des Filmmuseums verpflichtet: "Mein Ansatz ist es, in diesem Übergang eher gewisse Schritte zu setzen, die Rahmenbedingungen dabeisehr gut im Auge zu behalten -das Problem der Finanzierung, das Verhältnis zur Albertina, das Verhältnis zu denanderen Filminstitutionen,speziell zum Filmarchiv." Das Programm für 2002 wird, so Horwath, "inhaltlich eher monographisch orientiert sein. Es wird noch keinegrößeren Themenprogramme geben, was ganz einfach mit der dafür notwendigen Vorbereitungszeit zu tun hat. Ab 2003 möchte ich stärkere thematische Schwerpunkte setzen, die sich durchaus auchüber zwei, drei Monate erstrecken können, im Idealfall voneiner Publikation begleitet,um zu zeigen, dass hier filmhistorisch gearbeitet wird."
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Ballsaison in Palermo, gesehen von Luchino Visconti
"Il gattopardo", 16. 1., 20.30
Entscheidend dafür ist, dassauch auf anderen Ebenen eineneue Ära zu beginnen scheint:Im Rahmen eines Pressegesprächs am Dienstag, bei demdie Gründer und scheidendenDirektoren des Filmmuseums,Peter Konlechner und PeterKubelka, Abschied nahmen,gab Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bekannt, dass die Stadt ihreSubventionen - bisher 2,4Millionen Schilling (174.415 Euro)- auf sieben Mio. (508.710 Euro)erhöht. Um dieselbe Summewurde auch beim Bund angesucht, und in Gesprächen sei "entsprechende Bereitschaftsignalisiert worden". Derzeit hat das Filmmuseum außer dem Direktor vierVollzeitbeschäftigte, die nichtnur den laufenden Spielbetrieb, sondern auch die umfangreiche Sammlung - rund15.000 Filme, mehr als 100.000 Fotos und die circa 15.000 Publikationen umfassende Bibliothek - betreuen. Mit der kalkulierten erstenAufstockung des Budgets aufinsgesamt rund 16 MillionenSchilling (1,163 Mio. Euro) hofftHorwath, nun auch "all dieAufgaben, die man bisherüberhaupt nicht angehenkonnte, leisten zu können -Sammlungserweiterung,Restaurierungsprojekte, einfreieres Programmieren oderdie Erweiterung des Teams".Langfristig strebt der neue Direktor eine neuerliche Aufstockung des Budgets an. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12. 12. 2001)
Programm im Detail: www.filmmuseum.at