Film
Gestoppte Kriegsfilme kommen in die Kinos
Hollywoods Schockzustand ist beendet
New York - Lauter als in diesem Jahr war es in
amerikanischen Kinos zur Vorweihnachtszeit selten. Einschläge von
Raketen, Explosionen von Autobomben und das Rattern von
Maschinengewehren lassen die Soundanlagen in den Filmpalästen
vibrieren - und die Kassen klingeln. Von dem Schockzustand, in den
auch Hollywood durch den Terroranschlag auf das World Trade Center
gefallen war, ist nichts mehr zu spüren.Ein Dutzend Kriegsfilme warten auf ihre Premiere
Bis zum 11. September hatte Amerikas Filmschmiede seit Anfang des
Jahres knapp ein Dutzend Kriegsfilme produziert. Doch dann wurden die
Premieren unter dem Eindruck der realen Bilder des Grauens
verschoben. Jetzt kommen sie Schlag auf Schlag. Und Robert Redford
behält Recht: "Es könnte sich zeigen, dass dies bloß ein
vorbeiziehendes Unwetter ist", hatte der Star gesagt, als in den
Studios diskutiert wurde, ob man jemals wieder explodierende Häuser
im Kino zeigen könne.
Im März soll es wieder losgehen
Noch mindestens bis ins Frühjahr - auf dem deutschsprachigen
Kinomarkt bis weit in den Sommer - wird das Hollywood-Feuer anhalten.
Im März kommt in den USA "We Were Soldiers" mit Mel Gibson als
Offizier im Vietnameinsatz auf die Leinwände. Der Film ist der letzte
des US-Kriegsfilmjahrgangs 2001. Angesichts des Interesses für die
bereits angelaufenen oder angekündigten "War Movies" lässt sich
ahnen, dass die Studios 2002 noch tiefer in die Munitionskisten
greifen.
Martialische Streifen
Das US-Publikum findet großen Gefallen an den martialischen
Streifen, obwohl die Helden oft gar nicht so heldenhaft erscheinen.
Begonnen hatte das Ende November mit Robert Redford und Brad Pitt,
die in "Spy Game" als CIA-Agenten auch für den Verbrauch großer
Mengen Sprengstoff in fernen Ländern sorgen. Unter anderem wird
gezeigt, wie die CIA moslemische Selbstmordattentäter anheuert und
ein mehrstöckiges Haus per Autobombe in die Luft jagen lässt. Bei der
Explosion in Beirut kommen Bösewichter, aber auch Dutzende von
Zivilisten um. "Wer hätte gedacht, dass so etwas so kurz nach der
Vernichtung des World Trade Center gezeigt wird", fragt die
Filmkritikerin des National Public Radio.
Auf Platz drei der US-Kinocharts und damit gleich hinter "Harry
Potter" hält sich der jüngste Kriegsfilm aus der Traumfabrik. Auch
"Behind Enemy Lines" zeigt US-Militärs als verwundbare Menschen. Owen
Wilson spielt einen Piloten, der auf dem Balkan von den Serben
abgeschossen wurde und hinter den feindlichen Linien voller Angst um
sein Leben rennt. "Der Film wäre bestimmt anders ausgefallen, wenn er
nicht schon im Frühsommer abgedreht gewesen wäre", schrieb die
"Entertainment Weekly".
Mit Spannung wird "Black Hawk Down" erwartet
Mit Spannung wird nun "Black Hawk Down" erwartet, in dem Regisseur
Ridley Scott das Desaster einer US-Elitetruppe 1993 in Somalia
behandelt. Damals töteten Clanmilizen 18 Marinesoldaten. Ihre Leichen
wurden durch die Straßen von Mogadischu gezogen. Der Film war ins
nächste Jahr verbannt worden. Doch dann zog Produzent Jerry
Bruckheimer ihn auf Ende Dezember vor, damit er noch für die
Oscar-Nominierungen berücksichtigt werden kann.
Ganz unbeeinflusst von der Politik fielen die Marschbefehle aus
Hollywood für die durchaus nicht zur patriotischen Schwärmerei
neigenden Filme allerdings nicht. Nach Informationen des Fachblatts
"Variety" fragten die Studiobosse in einer nach dem 11. September
geschaffenen internen Arbeitsgruppe von Vertretern des Weißen Hauses
und Hollywoods an, was man in Washington dazu sagt. Offenbar waren
die Beteiligten der Meinung, dass die Zeiten von Propaganda-Schinken
wie Hollywood sie im Zweiten Weltkrieg drehte, vorbei sind. "Wir sind
nicht dafür da, so etwas wie Rekrutierungs-Poster herzustellen",
sagte Regisseur Scott. (APA/dpa)