In Frankreich, Irland und in
den Niederlanden kam der Euro bereits Freitag unters Volk.
So groß wie die Nachfrage war
auch die Mühe, sich einen
"Starterkit" zu beschaffen.
Keine Rallye im "Le Rallye"
Alles verkauft der Wirt im
Pariser Bistro "Le Rallye" am
Freitagmorgen: Café und Pastis, Zigaretten und Lottoscheine, Kugelschreiber und
Briefmarken. Aber: "Pas de sachets euro ici" - hier keine Euro-Säckchen", steht in dicken
roten Lettern auf der Kasse.
"Wir haben schon genug Ärger
mit dem Währungswechsel",
schnauzt es hinter dem Tresen
hervor.
Nächste Station Banque
Populaire, ein paar Schritte
weiter in der Rue Saint-Honoré im Zentrum der französischen Hauptstadt. Pech: Eine
lange Schlange steht bis auf
das Trottoir hinaus, und dort
ist es bitterkalt. Ab zur Post?
Das wäre ein wenig riskant,
denn zahlreiche Postbüros
streiken. Wegen Arbeitsüberlastung infolge der Euro-Einführung.
"Keine Euros hier"
Gut, nochmals ein Bistro,
wieder die hingekritzelte Ablehnung: "Keine Euros hier".
Also doch zur eigenen Bank.
Nach viertelstündigem Anstehen überreicht es die Kassendame gegen einen Hundert-Franc-Schein feierlich:
ein kleines durchsichtiges
Plastiksäckchen mit ein paar
Geldmünzen. 15 Euro und 24
Cent in verschiedenen Grössen. Bewundert werden kann
der silberne, goldene und
bronzene Geldschatz aber erst
später: Die Kassendame verlangt die persönliche Kontonummer, füllt ein Formular
aus und wünscht eine Unterschrift unter die Quittung, wie
es sich in der Heimat der Bürokratie gehört.
Verteilung nicht juristisch gedeckt
Der gaullistische Ex-Innenminister Charles Pasqua,
einer der letzten aktiven Euro-
Gegner, forderte Freitag noch
schnell die Beschlagnahme
der Euro-Startpakete (landesweit immerhin 50 Millionen
Stück). Die Verteilung sei juristisch nicht gedeckt. Gegen
Mittag waren sie - zumindest
am Pariser Hauptpostamt
beim Louvre - tatsächlich
weg: ausverkauft. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 15.12.2001)