Wortgewandt, ruhig, smart, aber auch volksnah, naturverbunden, musikalisch und sportlich - bei Franz Voves, der seit Samstag als neuer Obmannkandidat der steirischen SPÖ feststeht, ist für jeden etwas dabei.

Der 48-jährige Betriebswirt und Vorstand der SPÖ-nahen Merkur Versicherung wird diese Vielseitigkeit auch nötig haben, wenn er die verschiedenen Fronten der zerstrittenen Partei friedlich vereinen will. Auf rutschigem Parkett aufgeräumt hat der ehemalige Eishockeyspieler zuletzt in den frühen Siebzigern als Mittelstürmer der Nationalmannschaft. Auch Führerqualitäten konnte er in diesen Jahren als Kapitän des ATSE Graz beweisen.

Für die meisten ist Franz Voves, der 1978 von der Eishalle in ein Grazer Steuerbüro wechselte, ein unbeschriebenes Blatt. Kein Adabei, sondern ein politischer Newcomer, der in der Vergangenheit weder durch Allüren noch durch Heldentaten von sich reden machte.

Trotz seines Yuppie-Aussehens wird er von einer langjährigen Mitarbeiterin als eher bescheiden und sehr liebenswert beschrieben. Für Parteichef Peter Schachner-Blazizek war er zwar nicht die erste Wahl, zuletzt aber doch der Wunschkandidat.

Bei der Adventsitzung der SPÖ am vergangenen Samstag ließ sich dann sogar der Konkurrent und "Kandidat der Basis", der ehemalige Landesrat Hans Joachim Ressel, von Voves überzeugen. Mit einem Abstimmungsergebnis von 98 Prozent zeigte die Partei deutlich, dass sie geschlossen hinter dem neuen Mann an der Spitze steht.

Voves selbst ist von diesen Vorschusslorbeeren "so überwältigt, dass ich mich nur gut fühlen kann". Trotzdem sei er auch nachdenklich und sich der großen Erwartungshaltung an ihn bewusst. Voves stammt aus einer traditionell roten Familie, sein Vater war in den 50ern kommunistischer Betriebsrat der legendären Puch-Werke in Graz.

Für den Sohn kommt der Quereinstieg in die Politik "nicht völlig überraschend". Voves: "Ich war schon immer ein politischer Mensch, überraschend ist nur die Kurzfristigkeit, mit der sich das alles jetzt ergeben hat."

Privat lebt Voves südöstlich von Graz in der Gemeinde Vasoldsberg das Prinzip der modernen Patchwork-Familie: Tochter Bettina, eine 23-jährige Soziologiestudentin, stammt aus seiner ersten Ehe, Sohn Marcus (20) aus der ersten Ehe von Voves zweiter Frau. Der stolze Vater: "Auch wenn sich das nicht jeder vorstellen kann - wir leben ein harmonisches und glückliches Miteinander." Voves heißt zwar Franz, doch kein Mensch nennt ihn so. Für Freunde ist er seit jeher aus unerfindlichen Gründen "der Petzi". Ob er als solcher im politischen Kasperltheater eine gute Figur machen kann, wird sich weisen.

(DER STANDARD, Printausgabe, 18.12.2001)