Eisenstadt - Wer im Burgenland - u Gradiscu - über die Volksgruppen spricht, stößt unweigerlich auf den Namen Fritz Robak. Der langjährige Bürgermeister von Steinbrunn/Stikapron war Anfang der Siebzigerjahre als Obmann des kroatischen Gemeindeverbandes verantwortlich für den forcierten Assimilationskurs der SPÖ. Anders als in Kärnten kam der nicht von der Mehrheit. Die kroatischen SP-Funktionäre selbst forderten Mimikry.Martin Ivancsics, Vorsitzender des Volksgruppenbeirates und seit jeher ein Gegner des Robakschen Geistes, versucht dennoch zu verstehen. "Man war der Meinung, dass, wer sich als Kroate zu erkennen gibt, am Wiener Bau automatisch in der Künette steht." Selbst dann, als die Gastarbeiter kamen. Und das war der entscheidende Denkfehler. Denn die Burgenlandkroaten waren zumeist die Einzigen, die sich mit den Gastarbeitern aus Jugoslawien unterhalten konnten. Folgerichtig standen sie nicht in der Künette, sondern oben. Damals hätten die burgenländischen Kroaten zum ersten Mal erfahren, dass Zweisprachigkeit nicht nur eine kulturelle Verpflichtung, sondern auch ein persönlicher Vorteil sein kann. Eine Erfahrung, die sich nach der Ostöffnung noch verstärkt hat. Der Robaksche Geist freilich entfaltete eine Trägheit, die ihn jahrelang noch gegen diesen Augenschein trug. Vor einem Jahr erst hat er seinen Frieden gefunden. Walter Prior, der unmittelbare Nachfolger des Fritz Robak nicht nur als Chef der kroatischen Gemeindevertreter, wurde Erster Präsident des Landtages. Er, der noch ein Jahr zuvor von einem Ortstafelsturm im Burgenland orakelte, eröffnete die neue Sitzungsperiode auf Kroatisch. Bei der Festsitzung anlässlich der 80-Jahr-Feier des Landes bediente er sich gar aller vier Landessprachen. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 19.12.2001)