R.L. BURNSIDE Burnside On Burnside(Fat Possum/Edel) Bis vor wenigen Jahren war der mittlerweile 74-jährige Mann außerhalb von Mississippi, wo er in abgetakelten Juke Joints spielte, kaum bekannt. Dann wurde er vom Fat Possum-Label, das es sich zur Aufgabe gesetzt hat, die Blues-Tradition mit alten Meistern wie Junior Kimbrough oder T-Model Ford und jungen weißen Milchgesichtern wie den 20 Miles fortzusetzen, entdeckt und mit den New Yorker Irren von The Jon Spencer Blues Explosion oder dem Berliner Techno-Extremisten Alec Empire zusammengespannt und von einer jungen (weißen) Hörerschaft begeistert empfangen. Es folgten einige ausgezeichnete Studioarbeiten wie etwa Burnsides heute schon legendäre Dancefloor-Neudeutung von Chain Of Fools , die nun in einem Anfang 2001 in Triobesetzung mit Enkel und Ziehsohn aufgenommenen Live-Album ihren Höhepunkt findet. Roher, dreckiger, mitreißender und angesichts Burnsides fortgeschrittenem Alter auf den ökonomischen Punkt gebrachter Gänsehaut-Blues und -Boogie, der keine Gefangenen macht. Man höre hier nur die Headbanger Shake 'Em On Down , Jumper On The Line oder Goin' Down South . Für Menschen, die sich für die Anfänge der Moderne interessieren, nichts weniger als unverzichtbar. Eric Clapton, wird er sich schämen.


THE FALL Are You Are Missing Winner (Cog Sinister/Ixthuluh) Wie jüngst eine britische Zeitung treffend geschrieben hat: Beim mittlerweile unüberschaubaren Output von Mark E. Smith und seinen über die Jahre mit 100 verschleißten Musikern rekordverdächtigen Sklaven von The Fall handelt es sich um "30 years of tragedy in progress". Dennoch ist der Harald Juhnke des Agit-Rock immer wieder für (verkannte) Meisterwerke gut. In der derzeitigen Inkarnation von The Fall setzt man auf verhallte Dschungelbeats und aggressive Acid-Gitarren im Stile von Iggy Pop & The Stooges und eine Neudeutung des alten Robert Johnson-Klassikers Bourgeois Town. Zäh und unerbittlich.

(schach - DER STANDARD, RONDO, 21.12.2001)