Laibach - Die slowenische Tageszeitung "Delo" bezeichnet dieAttacken des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider (F) gegen denPräsidenten des Verfassungsgerichtshofes Ludwig Adamovich als"unverständlich". Das Blatt stellt am Donnerstag die Frage, ob es"einem modernen Europäer" verständlich sein kann, dass einIndustrieland wie Österreich, das soviel Kulturgut exportiere, "dieBestimmungen eines internationalen Vertrags über die Wahrung derkulturellen Identität seiner Staatsbürger, die einem Minderheitenvolkangehören, nicht zu verwirklichen im Stande ist". Und zwar auch dannnicht, wenn "es um eine Bestimmung der Verfassungsordnung geht, dievon der höchsten Rechtsinstanz im Staate erläutert wurde". Die Sache wäre vielleicht verständlich, kommentiert "Delo", wennfür die Mehrheitsbevölkerung materielle oder geistige Verlusteentstehen könnten und die slowenische Minderheit in Kärnten über soviel Kraft wie die deutsche Minderheit in Südtirol verfügen würde.Aber das sei nicht der Fall. Die Kärntner "Hassverkäufer" könnten denPlan haben, noch vor dem EU-Beitritt Sloweniens die slowenischeMinderheit in Kärnten in eine Gruppe von Menschen zu verwandeln, diezu Hause zwar slowenisch sprechen, jedoch über keine nationaleIdentität mehr verfügen. Als "merkwürdig" bezeichnet es "Delo", dassder "besser informierte" Haider "katastrophale"Volkszählungsergebnisse für die Slowenen angekündigt habe. Die Zeitung "Dnevnik" kommentiert, dass in Kärnten eine neue"Haider-Gesetzgebung" herrsche. Der Landeshauptmann habe "mehrereFronten" eröffnet und stehe auf dem Standpunkt, die heimische undauch die internationale Gesetzgebung brauche man nur "bedingt" zuakzeptieren. Die antislowenische Agitation sei bereits seit dem Jahr1955 im Gange und sogar Bruno Kreisky habe Anfang der siebziger Jahrevor diesem Druck schließlich kapitulieren müssen. Angesichts derTatsache, dass Österreich EU-Mitglied sei, bestehe jedoch dieHoffnung, dass man sich diesmal "den Spielregeln fügen werde, die fürdemokratische Staaten gelten", schreibt das Blatt. Falls es den Minderheitenvertretern gelingen sollte, einer in Wienbefindlichen Kommission des Europarates den Unterschied zwischen demrechtlich formalen Schutz und dem tatsächlichen Schutz vonMinderheiten "klar genug darzustellen", werde man auch in Kärntenschließlich feststellen müssen, dass die Verletzung derMinderheitengesetzgebung "kein Kavaliersdelikt" mehr ist, schreibt"Dnevnik". (APA)