London - Gänse bedrohen die Flugsicherheit in Großbritannien. Nach Ansicht der Forscher des British Trust for Ornithology (BTO) hat sich die Zahl der Tiere auf den britischen Inseln in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Die in eleganten Flugformationen fliegenden Vögel können startende und landende Flugzeuge zum Absturz bringen, meint die britische Flugsicherheitsbehörde Civil Aviation Authority (CAA). Sie fordert technisch verbesserte Flugzeugtriebwerke, die auch eine Kollision mit größeren Vögeln unbeschädigt überstehen, berichtet das Wissenschaftsmagazin "New Scientist". Die Studie des BTO besagt, dass die Zahl der Graugänse in der Zwischenzeit bereits 60.000, die der kanadischen 90.000 erreicht hat. Die kanadischen Gänse wiegen bis zu 4,5 Kilogramm, die Graugänse bringen rund drei Kilogramm auf die Waage. "Gänse haben im vergangenen Jahr zum Absturz eines Militärjets geführt", so Bill Gunston, Herausgeber von Janes Aero Engines, einem Spezialmagazin für Luftfahrt. Auch kommerzielle Großraumflugzeuge sind stark gefährdet, insbesondere dann, wenn mehrere Tiere in die Triebwerke gelangen. "Die Triebwerke könnten Vogelschläge bis zu 3,6 Kilogramm aushalten, größere sogar bis zu acht Kilogramm", so der Spezialist. Ausschlaggebend sei der Aufprallwinkel und die Geschwindigkeit des Flugzeuges, so die Berechnungen der Technischen Universität Chemnitz. Die Aufprallenergie einer fünf Kilogramm schweren Gans könne mehr als die Hälfte der Mündungsenergie eines 250 Gramm schweren Projektils aus einer 23 mm Bordkanone betragen. Seit 1996 kam es nach Angaben der CAA zu mehreren gefährlichen Zwischenfällen mit Vögeln. Im September 1998 war eine Boeing 767 im Anflug auf den Flughafen Heathrow mit rund 30 Gänsen in der Luft zusammengestoßen. Der rechte Flügel, der Bug und das linke Triebwerk des Flugzeugs wurden dabei beschädigt. Die meisten Vogelschläge gehen aber gar nicht in die Statistik ein: "Wir gehen davon aus, dass eine britische Fluggesellschaft im Monat mehr Vogelschläge erlebt, als sie im ganzen Jahr an uns meldet", glaubt Stan Brown von der CAA. (pte)