Berlin - Ihr lasziver Blick mit dem schweren Lidschlag machte sie zur Legende. Als Lola Lola mit Zylinder und Strapsen wurde sie in "Der Blaue Engel" zum Inbegriff der Femme Fatale. Bis heute gilt Marlene Dietrich als einziger deutscher Weltstar, ein Mythos des 20. Jahrhunderts.
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Einsamer Weltstar "Mythos? - So'n Quatsch", resümierte die Schauspielerin am Ende ihre Lebens verächtlich. "Ich habe diese Legende immer gehasst", verkündete die Diva. Da war sie schon längst eine einsame, alte Frau. "Ich war nie erotisch, ich spielte nur...", meinte sie. "Verwechseln Sie nicht den Schauspieler mit der Rolle!" Am 27. Dezember wäre Marlene Dietrich 100 Jahre alt geworden. Bloß keine Gefühle zeigen! Eigentlich habe sie immer nur ihre Pflicht getan, sagte die streng preußisch erzogene Filmgöttin einmal. Als Tochter aus gutem Hause wuchs sie im Berlin der Kaiserzeit auf. "Wer seine Gefühle zeigt, hat schlechte Manieren!", hieß es bei der Mutter. Der Song "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" aus "Der blaue Engel" begründete Marlene Dietrichs Weltruhm. Doch privat antwortete sie auf Fragen nach der Liebe stets kühl und abweisend. Inmitten ihrer vielen männlichen und weiblichen Liebhaber schien sie nie wirklich glücklich zu sein. 16 Jahre im Exil der eigenen Wohnung Auch als die Kraft schon lange nachgelassen hatte, trieb sich "die Dietrich" mit preußischer Disziplin, aber auch Tabletten und Alkohol zur Arbeit. Am Ende zog sie sich in die selbst gewählte Isolation zurück. 16 Jahre verbrachte sie abgeschottet von der Öffentlichkeit in ihrer Pariser Wohnung, bis sie am 6. Mai 1992 im Alter von 90 Jahren starb.
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Unbekannte Briefe Im vergangenen Jahr tauchten bisher unbekannte Briefe Marlenes auf, aus denen viel Einsamkeit spricht. "Diese Einsamkeit... wie viele Jahre kann das noch dauern?" Später schreibt sie: "Bin ganz alleine, wie immer" und "Die Welt ist grauenvoll geworden - dass man überhaupt noch am Leben hängst ist ein Wunder... von Depressionen ganz zu schweigen." Nach dem Geigen- das Schauspielstudium Schon als Kind schuf sich Marlene ein öffentliches und ein privates Leben. Mit elf Jahren verknüpfte sie ihre Vornamen Marie und Magdalene zu Marlene, wie sie sich künftig offiziell nennen ließ. Die Familie durfte sie aber weiter Lena rufen. Nach der Schulzeit begann Marlene ein Geigenstudium, das sie jedoch wegen einer Sehnenscheidenentzündung aufgab. Im zweiten Anlauf wurde sie dann 1922 an Max Reinhardts Schauspielschule am Deutschen Theater aufgenommen und übernahm bereits nach dreimonatiger Ausbildung erste Theaterrollen. Die Ehe von "Mutti" und "Papi" Am 17. Mai 1923 heiratete Marlene den Produktionsassistenten Rudolf Sieber. Am 13. Dezember 1924 kam die gemeinsame Tochter Maria auf die Welt, die heute außerhalb von Los Angeles lebt. Die Ehe von Marlene und Rudolf, die sich gegenseitig "Mutti" und "Papi" nannten, wurde nie geschieden - auch nachdem sie sich schon lange auseinander gelebt hatten und Liebesbeziehungen mit anderen Partnern pflegten.(APA/dpa)