Wien - ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch hat am Freitag dieRegierung aufgefordert, ein Screening über dieSozialpartner-Vorschläge zur Beitragsgestaltung für diePflichtversicherung vorzunehmen. Einsparungsvorschläge gebe es,wichtig sei die Einbeziehung "wertschöpfungsbezogener Elemente". "Umdie Beitragsverbreiterung kommen wir nicht herum", stellteVerzetnitsch vor Journalisten dezidiert fest. In Sachen Abfertigungmeinte der ÖGB-Chef, die Neuregelung müsse bereits im nächsten Sommerwirksam werden, nicht erst 2003 wie zuletzt angedacht. Drei Schwerpunkte sieht der ÖGB-Chef für 2002: Ausbildung, Arbeitund Absicherung - letztere vor allem für atypischeArbeitszeitformen. Arbeitszeitverkürzung ist nach wie vor Thema derGewerkschaften, habe aber "flächendeckend jetzt nicht Priorität".Eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit sei keineswegsnotwendig. Im Frühjahr seien die Vorschläge für künftige Beiträge zurPflichtversicherung diskutiert und teilweise auch positiv aufgenommenworden, nun herrsche aber Funkstille, kritisierte Verzetnitsch. Umdas Finanzierungsloch von vier Milliarden Schilling (290.691 Euro) zustopfen, habe man vorgeschlagen, in der Pharma-Industrie, bei derMehrwertsteuerrückvergütung bzw. bei den Ärztehonoraren zu sparensowie Rationalisierungspotenziale auszunützen, etwa im EDV- undEinkaufsbereich. Beitragserhöhungen sieht Verzetnitsch nach wie vornicht als einzig zielführend an, das Solidarsystem, das durch höhereBeiträge gefährdet wäre, sei wichtiger. "Triple A" nennt Verzetnitsch seine Schwerpunkte Ausbildung,Arbeit und Absicherung. Bei der Ausbildung verlangt die Gewerkschaftmehr Engagement der Betriebe vor allem für jugendliche Arbeitnehmerund will selbst einen Schwerpunkt zur Jugendbeschäftigung bilden. Wasdie Arbeit anlangt, appelliert Verzetnitsch um mehr Augenmerk aufaktive Arbeitsmarktpolitik, Investitionen in die Infrastruktur, inForschung und Entwicklung auf klein- und mittelbetrieblicherStruktur. Absicherung schließlich beinhalte u.a. den angepeiltenKollektivvertrag für Leiharbeit. "Die Vollzeitbeschäftigung ist unserZiel, das Maß der Dinge" - daneben biete man aber selbstverständlichauch Betreuung und Beratung für Menschen in atypischen Arbeitsformen. Eine Bilanz aus der Sicht der Arbeitnehmer listet Negativa, etwaim Gesundheitswesen und bei zu großen Belastungen, aber auch Positivaauf, letztere vor allem klimatisch: Die Bundesregierung sei - nachder ÖGB-Urabstimmung - wesentlich mehr um Gespräche bemüht, "speedkills" nicht mehr das Maß der Dinge. "Bewegung in der Bewegung" ortetVerzetnitsch generell für den ÖGB: die Pflichtversicherung bleibe,die Abfertigung für alle sei erreicht, die Kollektivverträge nichtmehr in Frage gestellt. Aber "Wachsamkeit" sei natürlich generellnotwendig. (APA)